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Ludwig Meidner, Expressionist, im Jüdischen Museum Wien.

Auch vielen Freunden des Expressionismus ist Ludwig Meidner ein Unbekannter. Ihm widmet nun das Wiener Jüdische Museum unter dem Titel "Im Nacken das Sternemeer" eine aufschlussreiche Ausstellung. Lediglich im Rahmen der NS- Propagandaausstellung "Entartete Kunst" im Jahr 1937 war in Wien eines seiner Selbstbildnisse zu sehen.

Der 1884 in Schlesien geborene Sohn eines Textilkaufmanns begann sein Studium in Breslau, übersiedelte 1905 in die pulsierende Reichshauptstadt Berlin und lernte 1906/07 mit Hilfe eines Stipendiums in Paris die französische Avantgarde kennen. Seinen künsterischen Durchbruch erlebte er in Herwarth Waldens berühmter Berliner Galerie. Er hatte Kontakt zu den "Brücke"-Malern und war beeinflusst von Futurismus und Kubismus. In dieser Zeit entstanden ekstatische Großstadtbilder, aufregende Selbstporträts, angsterfüllte Visionen des bevorstehenden Krieges, aber auch virtuose grafische Porträts seiner Künstlerfreunde.

Seine autobiografisch getönte Prosasammlung "Im Nacken das Sternemeer" schrieb er während des Militärdienstes im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg fand der bisherige kämpferische Atheist Meidner auch in seinen Bildern zu seinen jüdischen Wurzeln zurück. Er wurde Lehrer an den Studien-Ateliers in Berlin, gründete eine Familie. 1939 musste er mit seiner Familie ins englische Exil flüchten, wo er nie heimisch werden konnte. NS-Zeit und Kriegsgräuel fanden ihren Niederschlag in fassungslosen Zeichnungen. 1953 kehrte er - allein - in die Bundesrepublik zurück, 1964, zu seinem 80. Geburtstag, erhielt er zahlreiche offizielle Ehrungen, 1966 starb er in Darmstadt.

Die Schau zeigt in sechs nebeneinander hängenden Selbstporträts den traurigen "Lebensbruch" des Künstlers : Von der furiosen Dynamik in der Darstellung der inneren Zerrissenheit (der Welt und des Künstlers) der frühen Jahre zur biederen Beschaulichkeit der späten Selbstdarstellungen.

Bis 20. Jänner 2002

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