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Arbeiten aus der Gutai-Zeit

Daran kommt kein Galerienflaneur so ohne weiteres vorbei: ein in Abständen grellbunt aufblitzendes Glühlampenkleid mit einer todschicken Schleppe aus prächtigem Kabelwirrwarr - ein ausgefallenes Ausstellungsexponat von Atsuko Tanaka in der Tiroler Landesgalerie. Dieses "Electric Dress" ist absoluter Mittelpunkt der ersten Personale der Japanerin in Europa. Die kleine Große Lady aus Osaka, die heuer ihren Siebziger feiert, hat es einst selbst entworfen und natürlich auch getragen.

Mit den "Arbeiten aus der Gutai Zeit" hat Atsuko Tanaka ihren aufsehenerregenden Auftritt im Rahmen des Japan-Schwerpunktes in Tirol. Sie unterstreicht damit einmal mehr, dass sie nach wie vor zu den wichtigsten Künstlerinnen der Avantgarde in Japan zählt. Trotz ihrer zerbrechlich-zarten Erscheinung eine starke Frau unter vielen (Gutai)-Männern (die nicht nur in Japan, aber wohl vor allem dort gerne das Sagen haben).

"Gutai" bedeutet "konkret" und war der Name einer Künstlergruppe, die in den fünfziger Jahren vor dem historischen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs in radikaler Weise die wichtigsten Formulierungen der westlichen Nachkriegsavantgarde vorweggenommen hat. Die junge Atsuko war eines der ersten Mitglieder dieser Truppe von Revoluzzern. Konsequent vertrat sie das Ziel, die Beziehung zwischen Mensch, Material, Raum und Zeit unmittelbar neu zu gestalten und erfahrbar zu machen. Sie hängt simple Stoffteile an die Wand oder näht Rayonbahnen aus Shocking-pink zu einem riesigen Quadrat zusammen, das in der freien Natur (diesmal auf dem Innsbrucker Landhausplatz) auf Pflöcke gespannt und vom Wind kräftig durchgeschüttelt wird. Sie provoziert mit schrillen Klingel-Objekten oder behängt sich selbst mit allerlei Stoffen, sodass die Künstlerin selbst zu einem sich ständig verändernden, lebenden Bild oder zur wandelnden Skulptur wird (was deutlich an die frühen Aktionen der österreichischen Künstlerin Valie Export erinnert).

Mit diesen Arbeiten bricht Atsuko Tanaka mit muffigen Kunstdiktaten und pfeift auf alte, abgebaggerte Sichtweisen. Ihre Botschaft lässt sich in ihren "konkreten Arbeiten" unschwer erkennen: Ich bin Frau und Künstlerin! (Und das zu einer Zeit, in der die Anliegen der Frau höchstens als schwindsüchtige Fußnote auf der japanischen VIP-Liste dahinsiechten.)

Die Ausstellung zeigt Werke Tanakas vorwiegend aus den fünfziger und sechziger Jahren, darunter drei spektakuläre Installationen, Malerei, Zeichnungen, Dokumentationsvideos. Außerdem gibt es eine umfassende Dokumentation über die Gutai-Gruppe (1954-72) zu sehen.

Taxispalais Innsbruck noch bis 3. 2.,

Di-So 11-18, Do bis 20 Uhr; So Eintritt frei

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