Journalisten in der Zwickmühle

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Die Diskussion um ÖBB-Werbung mit dem Konterfei des damaligen Verkehrsministers Werner Faymann in der Krone führt an die Grenzen journalistischer Kontrollfähigkeit. Das galt schon zu Beginn dieser Inseraten-Affäre: Grundsätzliche Missbilligung solchen Marketingverhaltens rüttelt an Finanzierungssäulen vieler Printmedien. Abonnementzeitungen leben noch zur Hälfte von Anzeigen.

Also musste sich die Kritik an der Kanzlerpartei, von ihr geführten Ministerien und deren Naheverhältnis zum Boulevard konkretisieren. Dass daraus dann mit dem Medientransparenzgesetz eine prinzipielle Regelung entstanden ist, gehört zu den großen politischen Überraschungen dieser Legislaturperiode. Denn mehr noch als Amtsträger, die nun weniger Pin-up sein dürfen, leiden darunter Blätter, die solche Inserate nicht mehr bekommen. Also die Arbeitgeber von Journalisten, deren Aufgabe das Aufzeigen von Fehlentwicklungen wie der Inseraten-Affäre ist.

Der Balanceakt des public watchdog wirkt noch gewagter unter Einbeziehung der jüngsten Wende in diesem Fall: Denn ein von der Staatsanwaltschaft beauftragter deutscher Sachverständiger kommt zur Erkenntnis, für die ÖBB sei der Gegenwert zu den Inseratenkosten durchaus gegeben.

Kritik an dieser Einschätzung ist in doppelter Weise gefährlich: Denn sie rüttelt einerseits an der stillen Übereinkunft, dass die Macht der Krone allein schon durch ihre Riesenreichweite geradezu demokratiegefährdend sei. Wenn das so ist, sollten wohl auch Inserate in ihr entsprechenden Nutzen bringen. Dies infrage zu stellen, erschüttert andererseits den Glauben an die Werbewirkung der Presse insgesamt. Deren Journalisten geraten so in eine existenzgefährdende Argumentationsfalle. Auch deshalb wird die Inseraten-Affäre heute noch heißer gekocht als morgen gegessen.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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