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Ein Gerücht geht um in der russischen Kleinstadt: Ein "Revisor", ein Kontrollbeamter aus St. Petersburg, komme inkognito. Die Honoratioren sind aus gutem Grund in Panik, denn jeder verbirgt kleine Unregelmäßigkeiten in der Amtsführung. Der Stadthauptmann ist genau so korrupt wie die Schulinspektorin, der Richter oder der Verwalter des Kranken- und Armenhauses. Nikolaj Gogol schrieb die Komödie "Der Revisor" 1835/36. Die "Dritte Abteilung", der KGB des Zaren, sorgte damals in Russland für eine Art Metternich'scher Kontrolle. "Der Revisor" war eine der Schreckgestalten der Zeit in der urbanen Diaspora des Riesenreiches, wo die Provinzbeamten relativ ungeschoren im Bestechungs-Sumpf tümpelten.

In Gogols Stück glauben die kleingeistigen Provinz-Magnaten, den "Revisor" entlarvt zu haben: einen jungen Mann, der sich seit zwei Wochen in einem Gasthof der Stadt aufhält und durch Nicht-Bezahlen von Rechnungen auffällt. Dieser Iwan Alexandrowitsch Chlestakow, ein Taugenichts, der sein Geld verspielt hat, wittert die Gunst der Stunde. In Einzelaudienz empfängt er die Honoratioren, die dem "Revisor" nur zu willig Schmiergeld überreichen: Eine tolle Rolle für Maximilian Schmiedl. Viele kennen ihn als "Taxi Orange"-Selbstdarsteller. Ihn ins Ensemble zu holen, war mehr als ein PR-Gag fürs Salzburger Landestheater. Man hat in ihm einen Erzkomödianten gefunden. Er gibt den Chlestakow als ur-witzige Mischung aus schlacksigem Kasperl und weltgewandtem Dandy. Blitzartig mischt er die Karten neu und sorgt dafür, dass ihm die Trümpfe in der Hand bleiben.

Tobias Lenels Regie lässt munter übertreiben und führt uns die bessere Provinzgesellschaft vor als hilflos zappelnde Gefangene ihrer eigenen Gaunereien.

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