Kühl aber phantasievoll

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Ein Aufbruch ins Unbekannte: Philip Glass' Oper "The Voyage".In Linz fand die europäische Erstaufführung statt.

Als Auftragswerk der Met 1992 in New York uraufgeführt, erlebte die Oper "The Voyage" von Philip Glass (Idee und Musik) und David Henry Hwang (Libretto) nunmehr im Großen Haus des Linzer Landestheaters ihre aufwändige europäische Erstaufführung. Unter der ebenso kraftvollen wie behutsamen musikalischen Leitung von Opern- und Orchesterchef Denis Russell Davies (Graben) und Ingo Ingensand (Bühne, 2. Akt) verlieh das bestens disponierte Bruckner-Orchester der Musik beglückenden Glanz, zu dem auch der gemischte Chor (Georg Leopold) durch seine geschlossene Leistung beitrug.

Die Musik: Nun, sie ist sicher für viele Ohren gewöhnungsbedürftig, denn eine Oper der herkömmlichen Art darf man sich nicht erwarten, obwohl ihre Sprache harmonisch, doch rhythmisch vielschichtig, repetitiv strukturiert und dadurch scheinbar eintönig verläuft. Man muss schon genau hinhören, um die feinen Verschiebungen in der Orchestrierung zu erkennen. Glass und Hwang haben kein dramatisches Werk geschrieben. Inhaltlich geht es auch nicht primär um Columbus, sondern um den Aufbruch von Menschen ins Unbekannte schlechthin. Reisen mit ungewissem Ausgang als Menschheitsabenteuer. Diese Geschichte ist es, die in drei Akten in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln (Übersetzung: Ulrich Lenz) erzählt wird. Ausgehend vom ungebrochenen Geist des Wissenschafters im Prolog führt die Handlung über den Absturz eines Raumschiffs auf die Erde vor 15.000 Jahren, den 1492 auf See erinnerten Abschied des Columbus von Königin Isabella bis zu den Reflexionen von Weltraum- und Erdzwillingen; 1506 im Epilog endend mit der Hoffnung des sterbenden Columbus, dass "eines Tages die Entdeckungen vielleicht sogar die Sünden des Entdeckers bedeutungslos werden lassen."

Daniela Kurz und Benita Roth haben das Ideenstück ästhetisch kühl, aber beeindruckend phantasievoll und mit Videoprojektionen von Claudia Nussbaumer wie mit dem Einsatz grandioser Tänzer inszeniert. Stellvertretend für das gesanglich überzeugende Ensemble seien Ruth Bormann (Commander), Karen Robertson (Isabella) und Klaus-Dieter Lerche (Columbus) genannt.

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