Artur Nikodems Lebenswerk im Tiroler Landesmuseum.
Vor seiner umbaubedingten Schließung für zweieinhalb Jahre ist im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum noch einmal Kunst vom Feinsten angesagt. Erstmals ermöglicht eine umfassende Artur Nikodem-Retrospektive - von Kurator Günther Dankl als Gesamtkunstwerk inszeniert - einen erschöpfenden Rückblick auf Ölbilder, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen und Fotografien aus allen Schaffensperioden dieses Malers, der 1870 in Trient, geboren wurde und ab 1907 in Innsbruck lebte. Eine Prachtschau, die, nicht zuletzt auch auf Grund der freizügig bereitgestellten Leihgaben, aus dem Vollen schöpft.
Nicht chronologisch geordnet, sondern mit Gespür für thematisches, koloristisches und menschliches Zusammenspiel reiht sich Werk an Werk, ausgehend von "ganz großen" kleinformatigen Arbeiten im Eingangsbereich, die besonders eindringlich Nikodems suchende, sich wandelnde und letztlich an die freien Farbschwünge der Abstraktion heranstrebende Malerhand veranschaulichen.
Jeder der Nikodem-Räume im Ferdinandeum ermöglicht einen geschlossenen Überblick auf das leidenschaftliche Ringen dieses Spätberufenen zwischen 1912 und 1937, eines Kämpfers, der - von impressionistischen Einflüssen ausgehend -, Elemente des Jugendstils aufnahm, die in die Nähe Klimts führten. Über expressionistische Menschenbilder mit Anklängen an Egger-Lienz und die Neue Sachlichkeit gelangt Nikodem zu blutwarmen Landschaftsimpressionen - tief im Farbklang, aussagegewaltig und hochsensibilisiert, was unter anderem in seinen bedeutungsvollen Birken-Metaphern, die mittlerweile Kultcharakter angenommen haben, verbildlicht ist.
Die Werke dieses Künstlers mit internationaler Reputation (ausgebildet in München, Mailand, Paris, aber Postbeamter aus Überlebensgründen!) erreichen heute Höchstpreise. Er selber starb verarmt und fast vergessen 1940 in Innsbruck.
Bis 25. Juni
