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Der Staat als Sammler - Die Artothek

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Die früheren Verhältnisse der Kunst in Wien nach 1945 und das Fehlen eines privaten Kunstmarktes waren es, die die öffentliche Hand sehr früh bewogen haben, dem Erwerb von Kunst eine größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Diese Aufmerksamkeit dem zeitgenössischen Kunstschaffen gegenüber hat wahrscheinlich dazu geführt, daß der Bund über seine „Artothek” unddieLänderinsgesamtheutezuden namhaften Kunstkäufern der Republik zählen.

Im damaligen Unterrichtsministerium wurden diese Ankäufe jahrelang unter dem Titel „Inventarisierungsstelle der Kunstförderungsankäufe” betreut.

Mit dem zunehmenden Anwachsen des Bestandes auf nunmehr 23.000 Inventarnummern haben die damit befaßten Angestellten erkannt, daß die Nutzbarmachung dieser Dokumentation des zeitgenössischen Kunstgeschehens auf weitere Interessenten ausgedehnt werden könnte. Und so wurden in den Kreis der ausgestatteten Bundesdienststellen in den vergangenen Jahren zahlreiche Botschaften, Universitäten, Ministerien und vielerlei andere Dienststellen einbezogen, in welchen sich ein Interesse für zeitgenössische Kunst manifestiert hat. Nach der Besiedlung eigener Räumlichkeiten zur Präsentation dieser Ankäufe war nun Mitte der achtziger Jahre dieZeit gekommen, diese Einrichtung nach dem Schwerpunkt ihrerTätigkeitzu benennen, also nach dem Schwerpunkt des Verleihs der angekauften Werke, seither gibt es die Artothek des Bundes.

Einerseits zeigt die Artothek, daß es der Staat nicht bei bloßer Zuteilung von Förderungen auf den verschiedensten Wegen an die Künstler bewenden läßt. Das Charakteristische dieser Ankäufe besteht aber nicht darin, das Geld der Steuerzahler in Kunst anzulegen. Die Artothek ist gewiß kein Institut, das auf Kunstinvestment ausgerichtet ist.

Nach wie vor geht es darum, österreichischen Künstlern, insbesondere der jüngeren Generation, durch den Ankauf der öffentlichen Hand zu Einnahmen zu verhelfen - damit geradezu zwangsläufig verbunden ist jedoch die Möglichkeit zur Schaffung einer österreichischen Kunstdokumentation.

Im Gegensatz etwa zur Ankaufstätigkeit staatlicher oder privater Museen soll ja nicht das ausdiskutierte, in seiner Position bestimmbare und exemplarische Kunstwerk gekauft werden, sondern vielmehr in einem Akt der Dokumentation das zeitgenössische Kunstschaffen im gesamten Gebiet der Republik sichtbar gemacht werden. Dies bedingt auch eine betont föderalistische Ausrichtung des Ankaufssystems durch die Einrichtung von Jurien in allen Bundesländern und eine entsprechende Aufteilung der Mittel. Die Artothek wird damit zur großen Sammlung zeitgenössischer Kunst in Österreich.

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