Von den mehr als 1200 Burgen und Schlössern Österreichs ist leider ein nicht geringer Teil bereits verfallen oder im Verfall begriffen. Zu der wirtschaftlichen Schwierigkeit, ja fast Unmöglichkeit, diese meist sehr umfangreichen Baukomplexe zu erhalten, sind im Osten unseres Landes namhafte Zerstörungen durch Kriegsschäden getreten. Trotzdem ist, nicht zuletzt durch die rührige Tätigkeit des österreichischen Burgenvereines, ein Tiefpunkt bereits überschritten. Manche Schlösser, wie Greillenstein, Marchegg und Stiebar, beherbergen zeitweilig oder auch dauernd sehenswerte Ausstellungen. Durch die ergänzende Dotierung von Schlössern mit Gobelins, Gemälden und Kunsthandwerk aus den riesenhaften, nie der Öffentlichkeit gezeigten staatlichen Depotbeständen, könnten in stadtfernen Gegenden lokale Kunst- und Kulturzentren geschaffen werden. Nicht zuletzt trägt auch die Nutzbarmachung für den Fremdenverkehr mancherorts viel zur Erhaltung solcher historischer Sitze bei.
In der Zeit, in der die Allgemeinheit wieder Interesse an diesen bedeutenden Kulturgütern gewinnt, ist eine Publikation wie die vorliegende besonders zu begrüßen. Man kann sie als ein Beispiel einer durch dichteste Detailarbeit entstandenen und dabei einen bedeutenden geographischen Raum umspannenden Spe-zialarbeit bezeichnen. Sie stellt — der Randlage der Steiermark im Heiligen Römischen Reich entsprechend — den Wehrgedanken in den Vordergrund, der beim Ausbau der durch Burgen gesicherten Verteidigungslinien maßgebend war. Den historischen Beschreibungen, die den einzelnen Herrensitzen gewidmet sind, geben 100 Darstellungen aus dem Vischer-schen „Schlösserbuch“ von 1681 Auflockerung und Leben. Die bewegte Geschichte der steirischen Burgen und Schlösser, ihre Glanz- und Verfallszeiten, bedingt durch mehrfache Wandlungen in den politischen und wirtschaftlichen Systemen, durch Türken- und Ungarnkriege, wird auch dort Interesse finden, wo dieses Werk nicht als Thesaurus historischer Einzelvorgänge und -beschreibungen betrachtet werden wird.
