Leistungsschau am Wiener Volkstheater

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Das Wiener Volkstheater bot eine Premierenwoche voller Vielfalt: Nach der Uraufführung von "Fasching" folgten zwei Übernahmen: Aus Graz wurde die preisgekrönte Produktion "Hakoah" mitgebracht, aus Düsseldorf kommt "Nora3".

Vor allem mit der intelligenten Komödie "Hakoah Wien" besinnt sich das Volkstheater auf seinen Auftrag als publikumsnahes Haus. Die Bühne markiert ein Fußballfeld, ein Kommentator aus dem Off stellt den Zuschauern auf der Tribüne die Spieler mit richtigem Namen vor - die Theatermacherin Yael Ronen bringt Fußball und Theater zusammen und präsentiert eine Tragikomödie, die den Blick auf Israel und seine Beziehung zu Österreich öffnet. Die Geschichte kommt in Gang, als der israelische Soldat Michael (Michael Ronen, Bruder der Regisseurin) bestimmt wird, in Europa Vorträge über die Arbeit der Armee zu halten. Michael zweifelt an seiner Mission und genießt das Leben in Wien ohne die ständige Kriegsbedrohung. Nach seinem ersten Vortrag konfrontiert ihn eine Frau, Michaela (Birgit Stöger), mit der Vergangenheit: Sie befragt ihn nach seinem Großvater, einem Zionisten, der beim Sportclub Hakoah kickte und der Liebhaber ihrer Großmutter war. Die Story nimmt ihren - äußerst kurzweiligen - Lauf, geht einmal ins Jahr 1936 und verbindet sich dann wieder mit der Gegenwart, all das vor der Folie eines Fußball-Matchs. Klug und witzig flankieren die Biografie des frustrierten Ersatz-Torwartes Oliver (Knut Berger, im Stück auch Ehemann von Michaela) und des gutmütigen Hooligans Ulf (Sebastian Klein) die Annäherungen zwischen Michael und Michaela bzw. Österreich und Israel. Wie nah Sport und Kunst beieinander stehen, wird am Ende der erfolgreich gespielten 105 Minuten deutlich - aber auch die Bedeutung des Vereins Hakoah für eine jüdische Identitätsfindung sowie die stets fragile Situation des Friedens werden gezeigt. Wien, einmal Heimat des vertriebenen Großvaters, wird nun zum Zufluchtsort für den Enkel. Hier schließt sich der Kreis der Familie und auch der Geschichte.

Herausragendes Ensemble -holprige Inszenierung

Der dramaturgische Kreis von Nora zeigt sich als weitaus weniger kohärent: "Nora3" multipliziert Henrik Ibsens "Nora" mit Elfriede Jelineks "Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte" und einem neuen Epilog. Die Potenzierung funktioniert in Dus an David Par ízeks Regie nur bedingt, bleibt doch die Inszenierung an den Klippen der Übergänge stecken, auch wenn die darstellerische Ensembleleistung herausragend ist. Von "Nora3" bleibt maximal die "3Nora" übrig.

Hakoah Wien

Volkstheater

Weitere Termine in Planung

Nora

Volkstheater

23., 24., 30. Sept.

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