Werbung
Werbung
Werbung

Dramatisieren kann man das nicht nennen, was Ali M. Abdullah, Co-Leiter der Garage X und Regisseur dieser Produktion, mit Faldbakkens provozierendem Zukunftsroman "Unfun“ gemacht hat. Abdullah versammelt eine Handvoll egoistischer Figuren aus dem Roman, und wenn das Publikum in den mit Graffitis ("Motha, I want to fuck you“, "My Penis is over the Ocean“ usw.) übermalten Theaterraum gelassen wird, scheint das Stück schon begonnen zu haben. Aber eigentlich gibt es kein Stück. Was wir während zweier Stunden zu sehen und zu hören bekommen, ist postdramatisches Theater, vollkommen undramatisch, ohne erkennbaren Willen, irgend einen Sinn zu vermitteln. Hier wird ein Zustand dargelegt - und da ist der Regisseur immerhin nahe an der Vorlage.

Absurdes Gesellschaftstableau voller Gewalt

Abdullah bedient sich einiger weniger Versatzstücke des 2009 erschienenen dritten Teils der "skandinavischen Misanthropie“, wie der Autor seine (inzwischen zu Kultstatus gelangte) düstere Trilogie bezeichnet hat. In dem mit allerhand Zitaten aus der Trash- und Splatterszene sowie popkulturellem Theorieballast vollbepackten Roman entwirft Faldbakken ein absurdes Gesellschaftstableau voller Gewalt.

Die Hauptfigur der nicht eben mit viel Tiefe gezeichneten Figuren, die vor allem mitleidlose Egoisten sind, ist Lucy (Julia Jelinek), eine Anarchistin mit afrikanischen Wurzeln. Sie hat sich - befeuert von radikalfeministischen Theoriebrocken - mit einem Küchenmesser ihrer aus einer Vergewaltigung hervorgegangenen Zwillingssöhne entledigt. Nun hält sie sich mit mehr oder weniger Erfolg ihren gewalttätigen Ex-Mann, den "Gewaltintellektuellen“ Slaktus (Arthur Werner) vom Leibe. Dieser entwickelt gerade ein Online-Slasher-Game mit dem Namen "Deathbox“, das eine Umkehrung von Joseph Conrads Roman "Herz der Finsternis“ sein soll. Darin soll ein Gamer in der Rolle eines Schwarzen mit einer Steinsäge in der Hand mordend durch das virtuelle Paris, das "mit Gänseleber gefüllte Pissoir“, ziehen. Nach eigenen Aussagen ist Faldbakkens künstlerischer Antrieb die absolute Negativität. Er zelebriert Menschenfeindlichkeit und antisoziales Verhalten als Lifestyle und versteht Provokation als Gesellschaftskritik.

Was als Text mit seinen Obszönitäten vielleicht grotesk komisch, absurd ist oder gar über ein Fünkchen gesellschaftsanalytisches Potenzial verfügt, ist als Theater vor allem eins: unverständlich.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung