Lichtspiel nach Noten

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Ludwig Hirschfeld-Mack im Jüdischen Museum in Wien.

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Ludwig Hirschfeld-Mack im Jüdischen Museum in Wien.

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Ein wenig vom Gestaltungsbewusstsein der Bauhaus-Bewegung, jener einflussreichen deutschen Kunstschule der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, in der handwerkliche und künstlerische Ausbildung in einem ganzheitlichen Ansatz Künstler auch als Gestalter einer gerechteren Zukunft sah, wünscht man sich angesichts dieser Ausstellung über den "Bauhäusler und Visionär Ludwig Hirschfeld-Mack"! Wiens Jüdisches Museum widmet sich diesem innovativem Künstler und engagierten Kunstpädagogen in einer informativen und gleichzeitig auch genussreichen Schau.

Der Genuss ist vor allem der Rekonstruktion der Apparatur zur Aufführung von dessen Farbenlichtspielen zu verdanken. Dieses Gerät zaubert mit Hilfe von bewegten Schablonen und mehreren Lichtquellen mit vorgeschalteten Farbfiltern Lichtspiele auf eine transparente Projektionsleinwand. Dazu ertönt vom Künstler selbst komponierte meditative Orgelmusik. Die Bedienung der Lichtquellen und Schablonen erfolgt nach einer genauen Partitur. Die Poesie dieser Farbenlichtspiele nimmt auch heute noch gefangen!

Hirschfeld-Mack, 1893 in Frankfurt geboren, beginnt seine künstlerischen Studien in München und Stuttgart und wechselt 1920 ans Weimarer Bauhaus. Nach seiner Ausbildungszeit arbeitet er dort in der graphischen Werkstatt. In der Begegnung mit Künstlern wie Johannes Itten, Paul Klee, Wassily Kandinsky entstehen zahlreiche graphische, druckgraphische und malerische Werke, von denen eine größere Zahl in der Ausstellung zu sehen ist. 1923 finden erstmals öffentliche Aufführungen seiner Farbenlichtspiele in Deutschland und Österreich statt. Es folgen Lehrtätigkeiten in Weimar, Frankfurt/Oder, Kiel und Berlin.

1936 muss Hirschfeld-Mack nach England emigrieren, wo er unter anderem mit sozial geschädigten Kindern arbeitet und einfache pädagogische Musikinstrumente und Spielzeuge entwickelt.1940 wird er als feindlicher Ausländer nach Australien deportiert. Ab 1942 kann er in Victoria an einer Kunstschule unterrichten und wird später für die Kunsterziehung in ganz Australien richtungweisend. Auf Einladung des Bauhaus-Archivs Darmstadt rekonstruiert Hirschfeld-Mack 1964 nochmals den Farbenlichtspiele-Apparat, im Jahr darauf stirbt der Künstler in Sydney.

Bis 22.Oktober

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