Lovestory aus der Feder eines Papstes

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Die gewissermaßen päpstliche Barockoper "Dal male il bene" bei den Innsbrucker Festwochen der der Alten Musik.

Die 25. Innsbrucker Festwochen sparten nicht mit Überraschungen. Konnte die zweite szenische Barockoper Haydns turbulente "Mondfahrt" übertreffen, dann vor allem durch ihre frappierende Gegensätzlichkeit. 120 Jahre vor "Il mondo della luna" hatten vier römische Kirchenherren, die Librettisten Giulio und Giacomo Rospigliosi (Giulio wurde Papst Clemens IX.) und die Komponisten Antonio Maria Abbatini und Marco Marazzoli, nach einem spanischen Mantel-und-Degenstück von Sigler de la Huerta die Commedia in musica "Dal male il bene" (Vom Schlechten zum Guten) verfasst, an deren Liebes- und Seelennöten sich 1654 in Rom nicht nur Kardinäle ergötzten, sondern bald auch die Neo-Katholikin, Opernfreundin und schwedische Exkönigin Christine.

Mit dem Charme und der musikalischen Schlichtheit der frühen Barockoper, die den rezitierenden Singstimmen über einem zart-farbigen Continuogespinst freie Entfaltung gönnt, bezauberte die Lovestory 2001 auch in Innsbruck. Der junge Italiener Attilio Cremonesi hatte nicht nur die Instrumentalbesetzung delikat erarbeitet, sondern auch die beredte Ausformung der vielen Rezitative und der hier erstmals die Akte abrundenden Ensembles.

Drei Liebespaare, die nach heftigen Verwirrungen zueinander finden, beglückten mit sechs ebenbürtigen Gesangsstimmen: die entzückende Graciela Oddone und ihr feuriger tenoraler Ritter Mario Zeffiri, der expressive Mezzo der Anna Bonitatibus und ihr eher lyrischer Verehrer Kresimir Spicer, schließlich das erfrischend-köstliche Dienerpaar, in dem man mit Laura Cherici und Riccardo Novaro bereits die Mozartfiguren von Despina und Leporello vorgeformt findet. Ihnen webten die 14 Instrumentalisten des Concerto Vocale einen kostbaren Klangteppich.

Dazu kam der optische Zauber perfekt ausbalancierter Ästhetik: Benoit Dugardyn suggerierte mit seiner raffiniert bewegten Bühnenarchitektur im magischen Licht von Ace McCarron spanische Gassen und Innenräume, in denen die von Lionel Lesire in eleganter Farbabstimmung kostümierten Figuren wie absichtslos und doch überaus kunstvoll positioniert agierten. Regisseur Guillaume Bernardi konnte beim Ausspielen aller individuellen Gefühlsregungen auf fabelhafte Sängerschauspieler bauen. Kein Wunder, dass die drei Aufführungen, in ihrer Eindringlichkeit jeweils noch gesteigert, mit Jubelstürmen quittiert wurden.

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