Masken, Tanz und Totengeister

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Das Volk der Chokwe und ihre Bantu-Nachbarn beherrschen derzeit das Haus der Völker in Schwaz/Tirol.

An die 100 kostbare, spezifisch für kultische Handlungen geschaffene Objekte, meist aus amerikanischen und europäischen Privatsammlungen, scheinen das Tiroler Ethno-Museum "Haus der Völker" in ein Geisterhaus von Maskentänzern, Wahrsagern, Heilern, Zauberern, prestigeträchtigen Schmieden und tabugesättigten Jägern aus den Gebieten der Chokwe zu verwandeln. (Eine Zusammenarbeit des bekannten Ethno-Museums mit der Galerie Walu in Zürich)

Die ausgestellten Ahnen-Skulpturen, Fetische, Musikinstrumente, Werkzeuge, Alltagsgegenstände usw. sind in ihrer mystischen Beseelung und unvergleichlichen Expression ganz und gar ein Stück Afrika. Aber wer sind diese Chokwe eigentlich? fragt sich der Ethno-Banause und spürt angesichts der drohend dreinblickenden Maskengesichter leichtes Unbehagen in sich aufkeimen. Besser, man macht sich mit ihnen rechtzeitig bekannt.

Der Volksstamm der Chokwe besiedelt heute Gebiete in Angola, Zaire und Zambia; sein kultureller Einfluss auf die Nachbarn, besonders in Mittel- und Süd-Angola, ist augenfällig. Seine hohe künstlerische Begabung desgleichen, wobei Kunst Männersache ist. Arbeit ist logischerweise Frauensache. Die Chokwe-Machos überlassen den Frauen gerne das lästige Ackern, sie selbst gehen lieber in unregelmäßigen Abständen zum Fischfang und zur Jagd, die sie sicherheitshalber ritualisiert haben. Das - und ihre Geschäftsverbindungen zu den in den Termitenhügeln polternden Geistern der Verstorbenen - schützt sie nicht nur vor der potentiellen Rache der Hausfrauen, sondern auch vor allen anderen unliebsamen Gespenstern.

Gefürchtet von Weib und Kind, beschützt von nützlichen Ahnengeistern, erfüllt von allerlei bewundernswerten Erkenntnissen leben die Chokwe - Helden der Kunst - und mehren als Maskenträger bei rituellen Lustbarkeiten wie männlichen und weiblichen Initiationen (mukanda und ukule) ihr Herrentum. Allseits geehrt darf sich auch die Gilde der Schmiede fühlen, da sie mit schöpferischer Muskelkraft Speere, Äxte, Hacken zum Männerkampf und natürlich auch zur Frauenarbeit herzaubern. Wahrsager und Wunderheiler - gefüllt mit positiven Kräften - sorgen dafür, dass schlimme Krankheiten möglichst gar nicht ausbrechen und böse Magier rechtzeitig abgemurkst werden.

Also keine Angst vor den Chokwe und ihren Nachbarn im Haus der Völker! Es handelt sich hier ja ausschließlich um Exponate, wie zum Beispiel um die Figur eines hohen Würdenträgers oder die Statuette der zweiten Frau eines berüchtigten Nationalhelden. Laut Schwazer Museumsbesitzer Gert Chesi gehören diese zu den stärksten Werken, die innerhalb der afrikanischen Ethnokunst je geschaffen wurden.

Die Chokwe und ihre Nachbarn

Haus der Völker, Schwaz/Tirol

Bis 24. August täglich 10 -18 Uhr.

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