Maßstäbe für Sommergespräche

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Wenn Nadja Bernhard und Hans Bürger vom 13. August bis 10. September jeden Montagabend ein Sommergespräch mit den Chefs der fünf Parlamentsparteien führen, ist ihre größte Herausforderung der ständig gestiegene Erfolg dieses Interview-Formats im ORF. 2017 übertraf die Ausgabe mit Sebastian Kurz sogar noch die 2015 erstmals von Heinz-Christian Strache übersprungene Publikumsmillion. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kanzler und Vizekanzler an diese Zahlen im Vorfeld der Nationalratswahl herangekommen, ist gering. Auch Puls 4 musste sich bei seinen schon im Frühjahr von Corinna Milborn geführten Sommergesprächen mit deutlich weniger Zuschauern bescheiden. - Bernhard und Bürger sind seit Patricia Pawlicki und Helmut Brandstätter 1992 das erste Küniglberg-Duo als Fragesteller für jene Programmform, zu deren Premiere 1981 noch Bruno Kreisky interviewt wurde -und der heutige Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Norbert Steger. Das wirkt nach journalistischer Aufrüstung, verheißt Antwortsuche vom Pingpong bis zum Kreuzverhör, erscheint als Zangenangriff gegen die Message Control. Zumindest vorab erscheint eine solche Strategie auch zielführend: Wo Quotenvorgaben schier unerreichbar sind, ist Interviewqualität der Erfolgsmaßstab. -Doch als Messlatte dienen nicht nur frühere Ausgaben, sondern auch aktuelle Bestandsaufnahmen. Die anschließenden Analysen von Peter Filzmaier als Gast bei Armin Wolf bescherten der ZIB2 in den vergangenen Jahren oft mehr Publikum als den Plauderstunden davor. Offenbar hat es vielen genügt zu erfahren, wie die Politikerklärer der Nation das jeweilige Interview empfunden haben. Bernhard und Bürger müssen den Eindruck erwecken, wer nur Zusammenfassung und Bewertung, nicht aber das Sommergespräch selbst sehe, versäume etwas. Die wahre Herausforderung für das Duo ist sein Match gegen das Paar in der ZIB2 danach.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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