Medienpolitik als Wirtschaftspolitik

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Ich weiß schon, dass es angesichts der Rezession wichtigere Themen gibt als Medienpolitik. Sie ist zur Bewältigung der kommenden Herausforderungen zwar kein zentrales, aber eben doch auch kein marginales Politikfeld.

Erstens ist die Medienindustrie im weitesten Sinne (als TIMES Industrie, die Telekommunikation, Informationstechnologie, Medien, Entertainment und Security umfasst) eine der wenigen Bereiche, die Wirtschaftswachstum ohne all- zu große ökologische Belastung ermöglichen. Durch eine kluge Kombination aus Standort-, (Aus-)Bildungs- und Medienpolitik könnten die Chancen der Konvergenz auch hierzulande genutzt werden.

Zweitens tragen die Medien ganz wesentlich zur Bildung von Erwartungen in wirtschaftlicher Hinsicht bei. Wie die Wirtschaftslage erlebt wird, ob man investiert oder konsumiert, hängt nicht nur vom Zinssatz, sondern auch von der "Stimmung" ab. Und diese wird ganz wesentlich durch die mediale Rezeption geprägt. Ob ein und dieselbe Situation als unzumutbares Risiko oder als Chance gedeutet wird, hängt in den Medienunternehmen nicht nur von der Faktenlage, sondern auch von redaktionskulturellen Usancen ab.

Ob Medien, die selbst von wirtschaftlichen Zukunftsängsten gebeutelt werden, allerdings redaktionellen Optimismus verbreiten wollen und können, ist mehr als fraglich. Wirtschaftlich solide abgesicherte Medien sind nicht nur ein Arbeitsplatzmultiplikator, sondern sie sind auch demokratisch leistungsfähiger. Das sollte uns schon etwas wert sein: Medienförderung, die Abschaffung der Werbesteuer, Standortmaßnahmen, Aus- und Weiterbildung, Förderung der Krea- tivwirtschaft, Konvergenzförderung, Medienforschung, funktionierende Medienselbstkontrolle etc.

Stimmt: das kostet alles Geld. Aber es ist gut angelegt. Denn Medien sind für das Gedeihen unseres Gemeinwesens mindestens so wich- tig wie Banken oder Autobauer.

Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Klagenfurt

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