Mehr als eine Hommage an Tirol zum Einstand

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Mit Alfredo Catalanis nahe Sölden spielender Geierwally-Oper "La Wally“ in eigener Regie die Saison am Tiroler Landestheater und gleichzeitig seine Intendanz zu eröffnen, ist mehr als eine Hommage an Tirol: Johannes Reitmeier, nach Brigitte Fassbaenders zwölfjähriger Erfolgsstory nunmehr Herr am Innsbrucker Rennweg, hat ein Faible für wirkungsvolle Stoffe am Repertoirerand. In der angelaufenen Spielzeit zeigt er auf dem Opernsektor immerhin noch Korngolds "Die tote Stadt“, Janáˇceks "Das schlaue Füchslein“, Cherubinis "Medea“ und Bizets "Perlenfischer“.

In Thomas Dörflers abstrakt ausgreifendem Bühnenbild in Eis- und Gletscherfarben und Michael D. Zimmermanns soziale Schichten auffächernden authentischen Kostümen erzählt Reitmeier die Geschichte der Wally mätzchenfrei, spannend, mit psychologischem Tiefgang. Er baute auf Fundament: Nach Recherchen in Elbigenalp und im Ötztal hatte er 2008 als Intendant des Pfalztheaters Kaiserslautern Felix Mitterers "Geierwally“-Schauspiel auf den Spielplan gesetzt. Nun überzieht Catalanis meisterhaft atmosphärische Musik die Szene, Dirigent Alexander Rumpf entlockt ihr mit dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck den Reichtum am Farbe und Empfindung.

Unheil und Urängste

Keine Ötztaler Heimatschnulze wird hier abgezogen, sondern große, aber auch ins Kammerspiel zurückgezoomte Oper. Die drei Saligen, Ötztaler Geistfräulein, ersetzt Reitmeier durch die stärkeren Figuren von Perchten, die den Winter, aber auch Unheil und Urängste verkörpern.

Jennifer Maines sang in der Premiere dieser Tiroler Erstaufführung die eigenwillige, frühemanzipierte Wally mit Emphase und Strahlkraft, ihr Hagenbach war Paulo Ferreira mit schönem, aber stämmigem Tenor. Baritonalen Wohlklang setzte Bernd Valentin als Wally verzweifelt höriger Gellner ein, Sophie Mitterhuber sang den jungen Walter frisch und licht.

Reitmeier praktiziert am Tiroler Landestheater einen sanften Aufbruch. Neue Ensemblemitglieder stellen sich vor, viele vertraute sind geblieben. Das wird sich allmählich ändern. Erst muss wohl intern, wo nach Fassbaender aus Pensionierungsgründen wichtige Positionen neu zu besetzen waren, wieder Kontinuität herrschen. Das Publikum hat dem kommunikationsfreudigen bayerischen Intendanten ein herzliches Willkommen und seiner ersten Operninszenierung einen Erfolg beschert. Aber auch das Eröffnungswagnis von Schauspielchef Thomas Krauß, Hebbels "Die Nibelungen“ in Helfried Lauckners auf Max Weilers Gemälde des eisernen Vorhangs basierendem Bühnenbild, ist eindrucksvoll gelungen.

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