Mehr Klamauk als Komödiantik

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Glas Holunderwein, versetzt mit je einem Schuss Arsen, Strychnin und Zyankali, erlöst Sie von aller Unbill! Prost, meine Damen und Herren! Nach dem letzten Schluck sind Sie für immer sorgenfrei! Sie möchten Näheres wissen? Bitte sehr!

Im Linzer Landestheater ist die durch die Verfilmung von Frank Capra zu Weltruhm gelangte schwarzhumorige Kriminalkomödie "Arsen und Spitzenhäubchen“ ("Arsenic and Old Lace“) des New Yorker Erfolgsautors Joseph Kesselring zu sehen. (Gedreht wurde zwar schon 1941, doch erst 1944 durfte das Stück uraufgeführt werden.)

Die Linzer Regie lag in den Händen von Bernadette Sonnenbichler, die sich zwar mit einer Ausnahme an die Mode der Entstehungszeit von Film und Theaterstück, also der 1940er Jahre hielt, aber leider mehr auf Klamauk als auf Komödiantik setzte. Nicht nur das Publikum der aktuellen Inszenierung, auch jenes, das die historische Linzer Erst-Aufführung dieses brillanten Unterhaltungsklassikers 1995 in der Regie von Erwin Bigus in den Linzer Kammerspielen erleben konnte, zeigte sich enttäuscht.

Schrecklich mildtätige Seelen

Die Bühne (Jens Burde): ein scheinbar gemütliches altes Haus mit einem gutbürgerlichen, altmodischen Wohnraum, von dem eine Tür direkt hinab in den Keller führt. Dort ist das "Betätigungsfeld“ des Neffen Teddy Brewster, der sich für Präsident Theodore Roosevelt hält und den Panamakanal gräbt. Zwölf Leichen wollen eingegraben werden! Eifrig bei seiner skurrilen Sache: Sebastian Hufschmidt. Seine reizenden, ältlichen Tanten Abby (Eva Maria Aichner) und Martha Brewster (Sven-Christian Habich), urkomisch beide als "mildtätige Seelen“, halten es für ihre Aufgabe, alte, alleinstehende Herren zu erlösen und "näher zu Gott“ zu bringen. Bei zwölf Herren ist ihnen dies ja auch bereits gelungen. Klar, dass Bruder Teddy da viel zu tun hat, zumal er auch Trompetenfanfaren blasen muss. Dieses eingespielte Ritual findet ein jähes Ende, als zwei weitere Neffen Brewster auftauchen: Mortimer, Theaterkritiker und geschockter Entdecker einer Leiche in einer Truhe (Christian M. Oliveira), sowie der steckbrieflich gesuchte Mörder Jonathan Brewster (Maximilian Laprell) mit einem "Frankenstein-Gesicht“, das ihm Doktor Einstein (Vasilij Sotke) persönlich operativ verpasst hatte.

Für die stimmigen Kostüme sorgte Tanja Kramberger und für die Musik der stets verlässliche David Wagner. Nancy Fischer fällt als Elaine und "Zukünftige“ Mortimers nicht weiter auf. Als besonders köstliche Figuren gefielen in Darstellung und textdeutlicher Sprache Eva-Maria Aichner und Vasilij Sotke. Ungewöhnlich, dass Habich, sonst so textdeutlich, in der Rolle der zeppelnden Martha Brewster "ihren“ Text total vernuschelte.

Weitere Termine:

5., 7., 10., 12., 25. Februar

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung