Mehr Transparenz und Demut!

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Der Vertuschungsskandal um den pädophilen Moderator Jimmy Savile, der jahrelang bei der BBC ungehindert Kinder missbrauchen konnte, hat uns allen vor Augen geführt, dass sich die Arroganz der Macht nicht nur in Boulevardmedien einnistet. Sie ist auch in öffentlich-rechtlichen Großorganisationen gegenwärtig, jedenfalls dann, wenn es im Umfeld an Institutionen und Initiativen mangelt, die Transparenz herstellen und Rechenschaft einfordern. Deshalb ist der Report von Lordrichter Leveson wichtig, der für mehr mediale Selbstkontrolle und Regulierung wirbt, nachdem seine Kommission den Hacking-Skandal ums Murdoch-Boulevardblatt News of the World minutiös aufgearbeitet hat.

Noch wichtiger wäre es allerdings, dass die Mediengewaltigen von sich aus mehr Einsicht zeigten. Dazu könnte ein Büchlein beitragen, das von einer internationalen Forschergruppe vorgelegt wurde, die zurzeit in elf europäischen Nationen und einem arabischen Land vergleicht, wie es um die "Media accountability“, also um die Rechenschaftslegung der Medien bestellt ist. Die Bedingungen variieren, wie erwartet, stark - aber allerorten gilt auch, dass sich Medieneigentümer und ihre Manager und Chefredakteure schwer damit tun, bei den eigenen Medien jene Transparenz herzustellen, die sie von Politikern, Wirtschaftsbossen und auch von Non-Profit-Organisationen einfordern. Das Büchlein, von den österreichischen Medienforschern Klaus Bichler und Matthias Karmasin mitherausgegeben, enthält "Best Practice“-Beispiele aus ganz Europa und lässt sich downloaden (www.mediaact.eu/). Wenn es die Aufmerksamkeit unter Medienpraktikern fände, die es verdiente, könnten europaweit Redaktionen voneinander lernen.

In den Chefetagen großer Medienhäuser wäre etwas mehr Demut und Bereitschaft, Fehler einzugestehen, angesagt. Das könnte dazu beitragen, dass der Journalismus Glaubwürdigkeit zurückgewinnt.

* Der Autor ist Medienwissenschafter an der Uni Lugano/CH

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