Menschenbilder

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Tiroler Landesmuseum: Wolfgang Pfaundlers Porträtfotos.

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Tiroler Landesmuseum: Wolfgang Pfaundlers Porträtfotos.

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Vielleicht spürt man beim Hinschauen, wen ich bewunderte, wen ich verehrte, mit wem ich viel lachen konnte ...", sagt Professor Wolfgang Pfaundler, Tiroler Kunstexperte, Mitbegründer des "Forum Alpbach", Volkskundler, Widerstandskämpfer, Publizist und als erster Fotograf Mitglied der Wiener Secession, zu seinen Porträtfotos, die - anläßlich seines Fünfundsiebzigers - im Tiroler Landesmuseum zu sehen sind.

Nicht nur mit poetischem Künstler-, sondern auch mit sachlichem Könnerauge hat Pfaundler seine Menschen entdeckt, erforscht, interpretiert, aber niemals inszeniert: Denker und Dichter, Maler und Musiker, Philosophen, Forscher, Politiker, Publizisten etc. "Mit manchen der hier abgebildeten Menschen war ich jahrelang befreundet. Viele sind tot ..." Freudiges Wiedererkennen, Überraschung, Verblüffung und auch ein bißchen nostalgischer Schmerz mag den Betrachter beim Anblick der S/W-Großfotos überkommen, die nicht allein durch ihre unbekümmert frische Handschrift, sondern auch durch die sensible, manchmal auch augenzwinkernde Ironie ihrer Zuordnung zueinander packen, betroffen machen oder sogar zum Lächeln reizen.

Menschen in ihrer Menschlichkeit werden lebendig: Ein junger Felix Mitterer mit langer Lockenpracht ist kaum wiederzuerkennen; Leopold Figl schmunzelt hochzufrieden, während Adolf Schärf etwas betroffen (oder neidvoll?) zu Kardinal König hinüberschielt, dem gerade eine Lady einen Handkuß aufdrückt. Ein jugendlich-schüchterner Oskar Werner hält sich am Bierkrügel fest; die Ballerina Christl Zimmerl posiert mit dem Pferd eines Reiterstandbilds um die Wette. Man sieht weiters - auch Oswald Oberhuber war einmal jung und Quasi-Qualtinger immer schon recht "g'füllt". Museumsdirektor Erich Egg leckt sich angesichts eines wertvollen Stückes verlangend die Lippen, Kurt Moldovan hingegen übt sich mit vorgehaltenem Zeigefinger in Schweigen, und auch Sir Karl Popper horcht versonnen in sich hinein.

Fritz Wotruba war der erste, der Wolfgang Pfaundler zu einer Einzelausstellung in Wien eingeladen hat. Das war 1957. Seitdem hat der Fotograf Pfaundler, der sich nicht gerne Künstler nennen lassen will, mit seinen Fotoarbeiten ein wesentliches Stück Kultur- und Geistesgeschichte dokumentiert, das über Tirol und Österreich weit hinausreicht. (Bis 30. Mai, Information 0512/59489)

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