Mit Feuer und Schwert

Zur Stärkung der Herzen meiner Landsleute" schrieb Henryk Sienkiewicz (1846-1916) seine mächtige Roman-Trilogie, von der "Mit Feuer und Schwert" nur der erste Teil ist. Er wurde zwar in 38 Sprachen übersetzt, aber bisher nie vollständig ins Deutsche. Ob aber Vollständigkeit bei (in der Übersetzung von Cecile G. Lecaux) über 1.300 Seiten die Verbreitung wirklich fördert, muß man abwarten. Die Bastei-Lübbe-Reihe hat neben viel vergänglicher Unterhaltungsware immer wieder vergessene Werke der Weltliteratur neu zur Diskussion gestellt - allerdings selten mit so wenig Erläuterung wie diesmal.

Sienkiewicz, der 1905 den Nobelpreis erhielt, ist vor allem durch "Quo vadis?", den Roman aus dem Alten Rom, bekannt.

Im 19. Jahrhundert, da das dreigeteilte Polen sein nationales Erwachen durch mehrere Aufstände manifestierte, half auch die Kunst bei der Erweckung. Sienkiewicz greift zurück ins 17. Jahrhundert, als ein mächtiges Polen seinerseits einen Kosaken-Aufstand niederschlug. Gescheiterte Rebellion gegen dreifache Fremdherrschaft (wobei die russische am drückendsten empfunden wurde), das Gefühl, von ganz Europa im Stich gelassen worden zu sein, weckte offenbar die Sehnsucht nach Zeiten, da man selbst Aufständische bezwingen konnte.

Bewundernswert ist die Komposition, mit der Sienkiewicz die historischen Quellen und eigene Inspiration zu einem mächtigen Panorama formte. Da bleibt relativ wenig Raum zur Vertiefung einzelner Figuren. Gleichwohl wird aber die geschichtsmächtige Kraft großer Persönlichkeiten herausgestellt. Üppiges Lesefutter, das anregt, aus heutiger Sicht über das Anfeuern des Nationalbewußtseins nachzudenken.

MIT FEUER UND SCHWERT Roman von Henryk Sienkiewicz Bastei Lübbe, München 1999 Taschenbuch 14.196 1.344 Seiten mit Glossar, 2 Bände, Schuber, Tb., öS 212,80