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Der "steirische herbst" setzte zum Abschluss auf ein zwielichtiges Spektakel.

Etwa neunzig Minuten lang ließ die in Graz und Berlin lebende Modeschöpferin Lisa D. ihre um ethisch mustergültige Lösungen ringenden Modekreationen über die Bühne der Helmut List Halle schreiten. Die "Dry Clean Show" ist ein extravagantes Projekt, angesiedelt an der Grenze zwischen Kunst und Mode; ein experimentelles Schautheater, welches mit den Mitteln von Tanz, Musik, Stimme, Licht und Bühnenbild ambivalent den globalen Verflechtungen des herrschenden Kapitalismus begegnet.

Drei fiktive Modefirmen konfrontierten die Zuschauer mit den heutigen Konsum- und Markensymptomen der Gesellschaft, indem sie "makelreiche" Produkte anboten. Der schrille Sound der Berliner Ensemblemusiker "zeitkratzer" zerrte dabei autark diesen sich ständig verändernden Modeorganismus über die Bühne. "Disaster Surfer" boten bei zeitgenössischer Tanzarbeit (Choreografisches Konzept: Milli Bitterli) den Hunger-, Mienen-, und Gewaltopfern dieser Welt hippe "Ersatzteile" an: eine Hand voll gelbem Mais, gefüllt in eine Plexiglasform und um den Bauch gebunden, oder pferdefußähnliche Beinprothesen in jugendlichem Sportdesign. "Limits unlimited" schickte singende Modehelden (Burkhard Schlothauer und Marc Weiser) ins Rennen, die witzlos, zwischen Marilyn Manson und dem Popstil der "Ärzte", Textparolen für den reuelosen Kaufgenuss in die Halle schleuderten. "Global Concern" ließ sieben Models gegen Hunger, Armut und Krieg über die Bühne gleiten. Inszeniert wurde dabei eine glamouröse Modeschau, bei der handgefertigte Kreationen getragen wurden, die kaum über einen Ladentisch der "globalen Anteilnahme" gehen würden: schwarze Häkelkleider, die wie ein zweites Gerippe den von Hunger ausgezehrten Körper unterstreichen; Mäntel und Accessoires aus Hunderten gefärbten und aneinander gehängten Placebopillen, die das globale Schockwort "Aids" eingearbeitet haben; aus Korb geflochtene amorphe Rucksäcke, die als Käfige für lebende Vögel benützt wurden und deren Trägerinnen in braunen Overalls, wie Erdgöttinen in den Zuschauerraum schritten.

Das aus drei hohen und rechteckigen Blöcken bestehende Bühnenbild (Fabrizio Crisafulli) agierte dabei kaum, stellte maximal eine Umrandung für das Laufgeschehen auf der Bühne dar. Alles in allem: Ein "Modedienst", der ein neosakral freudiges Publikum losspricht.

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