Nachklang der Vergangenheit

Werbung
Werbung
Werbung

August 2002. Ein paar Tage Frankreich. Mit der AUA nach Nizza, für nicht viel Geld tour-retour. Dann ein Auto mieten und die Küste entlang. Da kenne ich ein paar gemütliche Orte, Lokale, Cafés und Menschen! Man sagt oft, die Franzosen wären unzugänglich und hochnäsig. Ich wäre glücklich, wenn "unsereLeut" so höflich - nicht servil! - und freundlich wären.

Schauen Sie einmal ein paar Männern aus der Provence beim Boule spielen zu. Da klicken die Kugeln metallisch zusammen, da wird gemessen und gezielt. Sportlich, lustig und irgendwie würdevoll. Der alte Adenauer hat das auch gern gehabt. In den letzten Jahren erobern auch die Madames Plätze auf den Boule-pisten und stellen ihren Mann, lassen es klicken. Eine Restaurant-Terrasse macht es möglich, so zwischen soupe a poisson und creme brulei zuzuschauen und zu lernen. Nicht die Regeln des Spieles. Den Umgang der Menschen miteinander.

Auch in Triest konnte ich, zwei Wochen später, Erfreuliches beobachten. Italiener und Slowenen friedlich, jedenfalls nach außen hin, nebeneinander in einer noch immer sehr österreichisch anmutenden Stadt. In Duino - die Straßenschilder zweisprachig, in Udine italienisch-friulans. San Giusto, Piazzade l'Unita, das Cafe Toffiaseo und das Buffet "Da Pepi": Gabelfrühstück a la Austria. Ein Teller mit vier verschiedenen Schweinefleischstücken, garniert mit Senf und darübergeriebenem Kren, dazu Birra Dreher. Gegründet 1898! Triest - und daneben dräut das Unglücksschloss Miramare. Duino - Rilke hat hier "Knedli gefressen" bei den Thurn und Taxis. Wir Heutigen "speisen" bei der "Dama Bianca". Auch nicht das Schlechteste.

Es muss etwas gehabt haben, dieses alte Österreich-Ungarn, sonst hätte es keinen solchen Nachklang. Natürlich verklärt die Vergangenheit, mildert der Blick rückwärts. Noch dazu hat's die Vergangenheit leicht, milde zu strahlen, bei der Gegenwart, in der wir leben. Eine Gegenwart ohne Höflichkeit, ohne "Manieren" und ohne das, was noch mein Vater als "österreichisches Savoir vivre" bezeichnet hat. Schad' drum!

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung