Nachruf auf ein Verleger-Vorbild

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In Europa ist die Nachricht eher im Kleingedruckten untergegangen: Arthur Ochs Sulzberger ist vorige Woche im Alter von 86 Jahren gestorben. Der langjährige Verleger der wichtigsten und mächtigsten Tageszeitung der westlichen Welt, der New York Times, verdient es aber, in Erinnerung behalten zu werden - nicht nur, weil er über 24 Jahre hinweg in turbulenten Zeiten die Geschicke seiner Zeitung lenkte und den zugehörigen Verlag zu einem imposanten Multi-Media-Unternehmen ausbaute. Gerade unter heutigen Bedingungen, wo sich so viele Verlagsmanager dem Diktat des Ökonomischen beugen, ohne zumindest etwas Gespür fürs Publizistische und für die öffentliche Aufgabe von Medien mitzubringen, ist bemerkenswert, wie sich Sulzberger vor allem für die journalistische Qualität seiner Zeitung eingesetzt und seiner Redaktion den Rücken freigehalten hat.

Das war so bei der Veröffentlichung der Pentagon Papers, die den Anfang vom Ende des Vietnamkriegs markierte. Der spektakuläre Entscheid war für die Zeitung mit Existenz-Risiken behaftet, denn er konnte in Strafverfolgung und kostspielige Prozesse münden und gefährdete auch die Reputation des Blattes.

Auch im Alltagsgeschäft mischte sich Sulzberger niemals in die Redaktion ein - egal ob Anzeigenkunden oder Politiker versuchten, Druck auf die Zeitung auszuüben. "Er musste Geld verdienen, nicht um seine Familie oder die Aktionäre zu bereichern, sondern um die Integrität und Unabhängigkeit seiner Zeitung zu bewahren“, hat ihm Max Frankel, sein langjähriger Chefredakteur, jetzt nachgerufen.

In der Ära Sulzberger hat sich der Umsatz des Medienkonzerns versechsundzwanzigfacht - von 101 Millionen auf 2,6 Milliarden Dollar. Vermutlich war dem Verleger indes wichtiger, dass die New York Times unter seiner Führung 32 Pulitzer-Preise eingeheimst hat.

* Der Autor ist Medienwissenschafter an der Uni Lugano/CH

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