Nichts als Surrealismus 2.0 pur

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Sex, Drugs, ein Weltuntergang - mit dem Zeug zum Kult: Gregg Araki lässt seinen Film "Kaboom“ nach allerlei Ver(w)irrungen schließlich in der Endzeit ankommen.

Eine Reminiszenz an den "Andalusischen Hund“ von Luis Buñuel und Salvador Dalí sagt alles: Nichts weniger als die Neuerfindung Surrealismus für die Web-2.0-Generation will Gregg Araki in seiner psychedelisch aufgeladenen, sexgetränkten Weltuntergangssatire "Kaboom“ angehen. Und man hätte das buchstäbliche Zitat im Film gar nicht gebraucht, um auf ebendiese Idee zu kommen: Atemlos, schräg, kultig und eigentlich unfassbar ist das, was der kalifornische Filmemacher da seinem Publikum zumutet.

"Kaboom“ ist eigentlich ein Kunstwort aus dem Comic-Bereich und beschreibt lautmalerisch den großen Knall, auf den der von jungen Schauspielern überzeugend gespielten Wahnsinn zusteuert. Im Gegensatz zu den gängigen Apokalypse-Szenarien gibt sich Araki nicht mit Fantasien von Armageddon und ähnlichem ab, sondern nimmt frank und frech das Genre Teenager-Movie gekonnt aufs Korn: Smith, 18, kommt in einer US-Kleinstadt aufs College. Seine sexuelle Orientierung ist ebenso unklar wie seine Wahrnehmung: Er treibt es mit Angehörigen beiderlei Geschlechts und glaubt - nach versehentlicher Einnahme von halluzinogenen Keksen - auf dem Heimweg von einer Party mitzubekommen, wie drei Männer in Tiermasken eine junge Rothaarige um die Ecke bringen. Leider lässt sich dieser Held (dargestellt von Thomas Dekker) immer wieder von seinen Hormonen und anderen Unwägbarkeiten ablenken, sodass er doch eine Weile braucht, um hinter das dunkle Geheimnis zu kommen.

Dass ihm dabei Mentorin Stella (lesbisch; Haley Bennet) und Freundin London (hetero; Juno Temple) oder Zimmergenosse Tor (ein Bild von einem Jüngling, aber strohdumm; Chris Zylka) mehr verwirren als zum Ziel bringen, tut der Rasanz des Plots keinen Abbruch: Schrille Farben und ebensolche Schnitte treiben eine Geschichte weiter, die irgendwann im Nichts endet. Auch das mag als Hommage an den "Andalusischen Hund“ durchgehen.

Und dass in solcher Endzeit natürlich auch ein Messias (James Duval) nicht fehlen darf, versteht sich fast von selbst. Buñuel hat sich bekanntlich jeder rationalen Interpretation seines Stummfilms von 1929 verweigert. Man tut gut daran,sich dessen auch im Fall von "Kaboom“ zu erinnern. Vielleicht ist diese Interpretation ein wenig zu hoch gegriffen.

Helfen tut sie nicht nur dem unbedarften Zuschauer aber noch allemal.

Kaboom

USA 2010. Regie: Gregg Araki. Mit Thomas Dekker, Haley Bennett. Polyfilm. 86 Min. Ab 20. 5.

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