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Ich mag die Zeit, wenn die Nächte lang und die Tage kurz sind. Das ist gut für uns Theaterleute, denn ein Theaterbesuch, der bei Tageslicht beginnt, ist - außer beim Salzburger Jedermann - für meine Begriffe unerträglich. Jetzt, in den langen Nächten, hat man Nachdenk- und Lernzeit, ohne durch das helle Tagesgeschehen abgelenkt zu werden. Zeit auch zum Analysieren, Klarstellen und Freuen. Freuen auf die "stille Zeit", der die rauhen Nächte vorangehen. Da wimmelt es nur so von Figuren und Gnomen, Schatten und Geistern. Setzen Sie sich einmal in einen Fauteuil, drehen Sie das Licht ab und hören Sie. Das ist nicht nur ein Glucksen der Zentralheizung und das Knistern des brennenden Holzes im Ofen, hören Sie hin, das ist noch viel mehr. Es flüstert und lacht, schnurrt und klopft, mein Hund übrigens hört das auch. Er liegt da und lauscht mit offenen Augen.

Wieso hören Sie das nicht? Verlernt? Als Kind haben Sie es doch auch erlauscht. Die Tritte des Nikolo und das Kettenrasseln seines schwarzen Begleiters. Der rennt dem Bischof nach mit heraushängender Zunge und verbreitet Angst bei den Kleinen und Unsicheren. (Wir haben auch einen solchen Kobold im Land, der hat sogar zwei Zungen. Mit der einen redet er in Amerika, das ist die Englischzunge, mit der anderen, dem Krampuszüngerl, redet er hier, und zwar so viel, daß das Züngerl schon blau angeschwollen ist.)

Wenn Sie aber weiterhören, genau hinhören, so ist der kleine Schachtelteufel eh nur ein armer Teufel, der sich ärgert, daß er nicht so geliebt wird wie sein Chef, der "brave" St. Nikolaus, daß er ein Kinderschreck ist, dem das R abhanden kam und daß der Dustin Hoffman in Hollywoood doch noch der bessere Marathon-Man ist. Aber wir lauschen lieber weiter hinein in die Nacht, lauschen dem Knecht Ruprecht, dem Weihnachtsmann und dem Christkind entgegen, setzen uns hin und schreiben einen Wunschzettel: Liebes Christkind! Bring' uns eine ruhige Zeit, ein paar stille Adventwochen und dann ein frohes Weihnachtsfest. Leg' uns unter den Christbaum eine neue stabile Regierung und eine Liste mit den Namen von ein paar mutigen Frauen und Männern, die dieses Land durch turbulente Zeiten führen wollen und können. Und ein Land ohne Haß, ein Volk ohne Angst und - an bochanen Karpf'n und an Erdäpfelsalat.

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