Non reporting als neue PR

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PR ist nicht mehr nur der Versuch, erwünschte Berichterstattung zu erzeugen, sondern vielmehr unerwünschte Berichterstattung zu verhindern. Das alte, dem Presseagenten Phineas Taylor Barnum zugeschriebene Bonmot, "Egal in welchem Kontext man in der Presse steht, Hauptsache der Name ist richtig geschrieben.“ ist in Zeiten des informationellen Überflusses nicht mehr gültig. Strategische Aufmerksamkeitsbewirtschaftung heißt nun wohl auch, nicht nur den Strom der Berichterstattung zu lenken zu versuchen, sondern auch Berichterstattung überhaupt zu verhindern.

Die Palette der eingesetzten Mittel ist breit: von der Drohung mit Werbeboykotts bis zu direkten Interventionen, von der Verweigerung von Interviews bis zur gezielten Falschinformation. Der Erfolg dieser und ähnlicher Strategien ist dann am größten, wenn sie klandestin bleiben und in die Redaktionskultur inkorporiert werden. Die Schere im Kopf und die vorauseilende Selbstzensur machen dann weitreichende Intervention unnötig. Es scheint in Zeiten von Politik-, Finanz- und Wirtschaftsskandalen also mindestens so interessant zu untersuchen, was nicht berichtet wird. Während es methodisch schon problematisch genug ist, den Zusammenhang von Werbung und redaktioneller Gestaltung jenseits von educated guesses nachzuweisen, so stellt die Messung von non reporting vor noch größere Probleme. Jenseits von Medienkampagnen (die ja im non reporting bestimmter Fakten bestehen) ist es in einer konzentrierten Medienlandschaft schwer, nachzuweisen, was nicht berichtet wird.

Deswegen ist ja gerade die Vielfalt der Inhalte und Kanäle so entscheidend: nur so kann das Risiko gemindert werden, dass Versuche öffentliche Kommunikation überhaupt zu verhindern, erfolgreich sind. Aber es beschleicht einen hin und wieder der Verdacht, dass es hierzulande auch hin und wieder ganz gut funktioniert. Oder?

Der Autor ist Prof. f. Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt

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