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Novellen

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DER MANTEL UND ANDERE ERZÄHLUNGEN. Von N. W. Gogol. Verlag Kremayr & Scheriau, lic. Donauland Wien, 512 Seiten. — MEISTERNOVELLEN. Von Stendhal. Carl Schünemann Verlag, Bremen, DM 17.80. 460 Seiten. — DAS TEUFELSMOOR. DIE KLEINE FADETTE. Von George Sand. Verlag Schünemann. 352 Seiten, DM 14.80. — RHEINSBERG. Von Kurt Tucholsky. Rowohlt. 178 Seiten.

Es kann kein Zufall sein, daß sich in einer untermittelgroßen Privatbücherei wie der des Rezensenten gleich fünf Liebhaber- und Sammelausgaben mit Gogols „Mantel“ (mit Abstand auch „Die Nase“) finden. Er ist so etwas wie ein Paradestück der Novellen des 19. Jahrhunderts, im Aufbau den strengsten deutschen Novellentheorien entsprechend, reizvoll im Satirischen, Grotesken, Spukhaften, in seiner liebevollen Hinneigung zur armen menschlichen Kreatur fast schon dostojewskisch. (Hier noch fünf andere „Petersburger“, vier aus „Mirgorod“ und zwei aus „Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka“.)

Von der handlungsgepreßten Leidenschaft in ironischer Brechung und der Reduzierung des Gefühls aul einen egotismischen Kern, wie sie der napoleonische Offizier und Diplomat Henry Beyle (pseud.: Stendhal) in seinen Meisternovellen exerziert, haben wir uns etwas entfernt. Zweifellos gehört er zur französischen Elite des Jahrhunderts, so wie Lucile-Aurore Dupin (pseud.: George Sand), aus deren dritter, ländlicher Schaffensphase (nach der frauenkämpferischen und der saintsimond-stischen) hier zwei der vier vorliegen, die erstere wohl etwas umständlich eingeleitet, beide aber von einer geradezu antikischen Serenität. Vorsicht vor Stendhals verbissenem Antiklerikalismus!

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