Werbung
Werbung
Werbung

Es wäre schön, könnte ich Ihnen heute von den heißen Tagen, die hinter uns liegen, erzählen, von den Jedermann-Vorstellungen am Domplatz zu Salzburg, von der Spritzfahrt nach Italien und dem, was vor uns liegt. Ein goldener Herbst mit heuduftenden Wiesen und reschen Äpfeln, der junge Wein macht sich zum Stürmen bereit, der Kukuruz platzt gelbkörnig aus den beengenden Blättern, die Kastanienfrüchte drängen ins Freie.

Aber ich kann nicht. Meine Augen sehen all die herbstliche Pracht, sehen das Reifen und Fruchten, doch ich kann mich nicht freuen. Wie soll ich auch? Terror - eine andere Form des Krieges - überzieht die Welt. Fanatisierte Mörder brandschatzen und töten. Der Fundamentalismus zeigt seine verzerrte Fratze, bombt, schießt und sprengt. Afghanistan, Kosovo, Israel, Nordirland, und immer wieder Afrika, der verzweifelte Kontinent.

Die selbsternannten Polizisten haben versagt, die Europäische Gemeinschaft schaut achselzuckend zu - und leider auch ein bissel weg. Haß ist der Gesang des zu Ende gehenden Jahrtausends. Die Drahtzieher machen sich schuldig, aber sie beschmutzen ihre Hände nicht. Sie bezahlen ihre Marionetten, gießen sich einen Whisky ein, obwohl's verboten ist, rauchen ihre Zigarren und lassen hassen. Milliarden fließen in die Tresore der Terrororganisationen, die Freiheit brüllen und Geschäft meinen und machen.

Soll der Wechsel vom zweiten zum dritten Jahrtausend mit dem Donner von Kanonen und dem Krachen von Bomben begrüßt werden? Dann wäre es besser, jeglicher Feier zu entraten. Wimmernde Hungerkinder im Flüchtlingstreck, kreischende Menschen in Hilfslazaretten. Man amputiert Kinderbeine und Frauenarme, statt den Drahtziehern ihre Schädel abzuschneiden Warum tut niemand was? Man kennt doch, verdammt noch einmal, die Verbrecher. Weiß doch als Biedermann, wer die Brandstifter sind. Ist es verabscheuungswürdige Ignoranz oder Feigheit. Das frag' ich mich.

Über den Mann aus Prinzendorf - ich kann Blut nicht sehen, mir graut es vor seinen Spektakeln, aber er soll es machen dürfen, weil wir ein freies Land sind und nicht wissen können, was in fünfzig Jahren unter "Kunst" verstanden wird - regt man sich auf, schreibt man Artikel und schmiert Zeitungsseiten voll. Aber über die Menschentöter wird nur geflüstert.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung