Nur vermeintliche Wunderwaffe

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Die Musikindustrie will ein System, mit dem Downloads legal werden. Mit "Spotify“ wird aber auch nicht alles besser.

Seit Jahrzehnten quält sich die Musikindustrie mit schwindenden Verkaufszahlen. Seit das Internet die Massen erreichte, werden die Lieder im Netz mit einer lockeren Selbstverständlichkeit geteilt. Denn was im Netz gratis ist, darf man teilen. Diese Einstellung ist längst in den Köpfen der User eingebrannt. Die verzweifelten Versuche der Musikindustrie, Studenten und Hausfrauen vor Gericht zu zerren, weil diese ein paar Lieder aus dem Netz gesaugt haben, waren eher kontraproduktiv. Die Plattenfirmen gelten mehr denn je als raffgierige Konzerne, die selbst keine vernünftige Lösung schaffen.

Hoffnung für eine verkorkste Situation?

Der schwedische Anbieter "Spotify“ wird diese Tage als neue Hoffnung für die verkorkste Situation gefeiert, kann jedoch diese Erwartungen nur bedingt erfüllen. Derzeit hat "Spotify“ zehn Millionen registrierte User. Diese haben einen Zugriff auf über 15 Millionen Lieder, welche sie streamen können. Bemerkenswert ist, dass "Spotify“ mit allen Plattenfirmen kooperiert und den Künstlern Tantiemen fürs Streamen bezahlt. Der Betrag von 0,00029 Dollar per Stream ist zwar verschwindend klein, aber ein legales Vergnügen für alle Beteiligten. Leider gibt es auch einige Haken. Das Angebot der vorhandenen Lieder ist keineswegs vollständig. Viele Lieder gibt es auf "Spotify“ nicht. Streamen bedeutet, dass man die Lieder zwar anhören, jedoch nicht herunterladen kann. Vielen Nutzern ist das aber wichtig. Sie wollen die Lieder legal erwerben und nicht nur hören. "Spotify“ bietet zwar auch diesen zusätzlichen Service. Dafür muss man jedoch Premium-Mitglied werdet. Das kostet 9,99 Euro monatlich. Der Download für Mitglieder kostet derzeit 1,59 Euro pro Lied. Dieses Angebot ist für "Amazon“- oder "iTunes“-Kunden ein schlechter Witz. Diese zahlen bei Ihren Anbietern 99 Cent pro Lied, haben eine größere Auswahl und brauchen für den Kauf keine Mitgliedschaft. Aber diese Anwender scheinen auch für "Spotify“ keine ernsthafte Kundengruppe darzustellen. "Spotify“ wendet sich an die Facebook-Community. Die Musik wird über Facebook geteilt und so werden auch die eigenen Hörgewohnheiten für alle sichtbar. "Spotify“ streitet zwar ab, Daten seiner User zu sammeln und zu verwerten. Zusätzlich wird die Gratismitgliedschaft bei "Spotify“ durch regelmäßige Werbeeinschaltungen zwischen den Liedern versüßt.

Für ernsthafte Musikhörer, die gezielt Lieder suchen und diese auch legal erwerben wollen, ist "Spotify“ also nur begrenzt geeignet. Unterm Strich bringt es keine langfristige Lösung. Es mutet auch seltsam an, dass sich "Spotifiy“ in einer Zeit, in der Facebook und der Missbrauch von Daten immer stärker thematisiert werden, über das soziale Netzwerk ausbreitet.

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