Österreich am Stockerl

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Mir san de beste Schination der gaunzn Wöt", brüllt der alte Giselher (so heißt der Knabe wirklich) über den Wirtshaustisch. "Drei Österreicher am Stockerl, noch da schwersten Abfohrt da Wöt, obe üba die Streif, eine noch Kitz."

Wir - Schination -, das sagt der, der sonst im Bierdusel von "Mir san do olle Deitsche und de Österreicha san ka Nation" faselt. Unser Krieg, unser Reich und nach dem Dritten Kriege auch unser Führer. Das alles wischen die Triumphatoren der Abfahrten wenigstens für kurze Zeit ohne Anstrengung weg. Ja, man ist gerne einer von denen, die gewinnen, auf die man stolz sein kann, deren Licht also auch ein paar Strahlen auf den Entferntesten wirft. Ein tiefverwurzelter Charakterzug unserer Landsleute.

Und so frage ich Sie, ist es ein Wunder? In der Kaiserzeit Staatsvolk "Nummer 1", hoch über die anderen gestellt, dann der Zusammenbruch der großen Doppelmonarchie, Kleinstaat, an den keiner glaubte, Kriegsverlierer, Armut, Not und Arbeitslosigkeit. Und dann kamen sie, die Flötentöne des Reiches im Norden, das sich anschickte, mit allen Mitteln der Gewalt die Welt zu beherrrschen. Da müssen wir dabeisein, dachten die Österreicher. Kost's was kost, denn dann sind wir wieder wer.

Und es hat gekostet. Viel gekostet. Ehre, Blut und Tränen. Krach! Und jetzt - Europa! Ein Erdteil, eine Union und wir, die Kleinen, wieder ein Teil eines Großen. So ist's gelaufen, seit uns Kreisky diesen Staat salonfähig gemacht hat und die leidige Affäre des Hofburgherrn a. D. ausgestanden war. Wir sind dabei, wie im Schisport. Und daß uns nicht einmal die Franzosen richtig kennen (nur 20 haben ein Österreichbild das halbwegs stimmt), stört niemand.

Wir sind doch die, die auf der Streif gewonnen haben. Drei von uns am Stockerl. Und keine Franzosen. Also von wo sollen sie uns kennen. So schaut's aus! Und nur zur Erinnerung ein paar Tatsachen an die Seine gemeldet: Die Königin, die die Revolution geköpft hat, war eine unsrige, die Gattin des großen Korsen ebenfalls, und die Salle Pleyel ist gebaut und benannt nach einem Herrn Pleyel aus dem Burgenland. Es gibt also keine Vorwürfe, denn ich kenne auch einige meiner Landsleute, die von den 748 Käsesorten Frankreichs nur eine kennen, den Gouda, und der ist ein Holländer.

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