Orgien und Mysterium

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Uraufführung der Kirchenoper "Antichrist" in Innsbruck.

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Uraufführung der Kirchenoper "Antichrist" in Innsbruck.

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Endzeitgefühle bewogen den dänischen Komponisten Rued Langgaard 1921 zu seiner Kirchen-Oper "Antichrist", die der sündigen Menschheit nach dem Ersten Weltkrieg galt. Doch niemand wollte das Opus aufführen, nur konzertante Fragmente wurden gespielt und ihr Komponist vergessen. Der dänische Dirigent Niels Muus, seit 1992 am Tiroler Landestheater tätig und bereits als Pionier für Carl Nielsen hervorgetreten, engagierte sich 78 Jahre nach der Entstehung der einzigen Oper Langgaards für deren Uraufführung.

Regisseur Juha Hemanus, Ausstatter Helfried Lauckner und Monika Heredi, vor allem Tanzchefin Maria Luise Jaska machten aus dem religiös-philosophischen Mysterienspiel eine bunte Show, in der die Spiritualität ganz im Spektakel aufging. In den Klangfluten der spätromantischen Musik, die an Wagner, Strauss und den frühen Schönberg denken läßt, ertrank der von Inger und Walter Methlagl übersetzte Text des Komponisten; so hatten die Zuschauer weniger zu denken als sich den Sinneseindrücken entfesselter Orgien, Lichtmagien und weißer Heile-Welt-Bilder hinzugeben, die mit originellen Choreographien die Schaulust bedienten.

Orchester und Sänger meisterten anspruchsvolle Partien: Foula Dimitriadis als Große Hure, Kathryn Carpenter und Maria-Claude Chappuis als allegorische Rätsel, Joachim Seipp, Heinrich Wolf und John MacMaster in phantastisch-satanischen Outfits. Frantisek Kostelnik tanzte den vom Sog der Leidenschaften mitgerissenen Dichter-Komponisten, der sich selbst ins Spiel gebracht hatte, inmitten der imponierenden Tänzerschar. Das Publikum war begeistert.

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