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Das Österreichische Volkskundemuseum zeigt Vögel in Mythologie und Musik und die Geschichte österreichischer Vogelhändler.

Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?", fragt Tamino in Mozarts rätselhafter Oper "Die Zauberflöte" den Papageno. Selbstbewusst antwortet dieser, er sei ein Mensch. Doch Tamino zweifelt: Ein Mensch - im Federkleid? Papageno war die Paraderolle des Textdichters Emanuel Schikaneder. Er hatte sie für sich geschrieben mit dem untrüglichen Gefühl für die Regeln des Theaters seiner Zeit, das ein Volkstheater sein sollte. Also nicht nur hohe Liebe zwischen Tamino und Pamina, nicht nur altägyptische Initiations-Riten des Isis und Osiris-Kults, sondern Freude am guten Essen und Trinken und die Lust, "den Vogel in den Käfig zu stecken", was in der erotischen Sprache den Liebesakt bedeutet.

Vogel-Musik

Der soeben in Pension gegangene Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Franz Grieshofer, hat "seinem" Haus als Beitrag zum Mozart-Jahr eine Ausstellung geschenkt, die, von Papageno ausgehend, die Rolle der Vogelfänger und Vogelhändler erhellt und die Rolle der Vögel aus der Bratpfanne mitten in die Herzen der Menschen verpflanzt. Sie befasst sich auch mit der Inspiration, die Musiker von Vögeln über die Jahrhunderte erhalten haben. Grieshofer lenkt mit Objekten aus den Beständen des Volkskundemuseums den Blick schließlich auf Vögel in Mythologie, Sage und Märchen: Also auf Hl. Geist-Tauben, Tauben als Hochzeitssymbol, Raben, die als Todes-und Unheilsboten galten (Galgenvögel), Eulen als Vögel der Weisheit.

Das Theatermuseum und die Salzburger Festspiele steuern Papageno-Kostüme bei: Herrliche Federkleider, aber auch Gewänder, in denen Papageno dem Arlecchino aus der Stegreifkomödie der Commedia dell'arte ähnelt. 1891, 100 Jahre nach der Uraufführung der Zauberflöte, begann Carl Zellers Operette "Der Vogelhändler" ihren Ohrwürmer-Siegeszug, man denke nur an das zum Volkslied gewordene "Schenkt man sich Rosen in Tirol". Der Schauplatz der Operette, Imst in Tirol, war einst europaweit berühmt.

Die Imster Kanarienvögel

Durch den Rückgang des Bleibergbaus mussten sich die Bewohner nach neuen Erwerbsmöglichkeiten umsehen. Sie verfielen auf den Handel mit Kanarienvögeln, deren Nützlichkeit sie als Warner vor Gefahren im Bergwerk schätzen gelernt hatten.

Also züchten die Imster bis heute den "kanarischen Girlitz", den Kanarienvogel. Die Imster Vogelhändler, seit dem 17. Jahrhundert in einer Zunft vereinigt, waren hervorragende Züchter und lehrten die Vögel schöne Melodien, zogen dann jedes Jahr mit ihren lebenden Schätzen bis England und Russland, um mit prallen Geldbeuteln zurückzukehren: "Gelbe Vögel trag ich aus, gold'ne Vögel bring ich z'Haus." Seit 1979 ist in der EU der Fang wild lebender Vögel untersagt, doch im Salzkammergut gibt es bis heute 33 lokale Vereine mit etwa 550 Mitgliedern, die sich von ihren angestammten Rechten des Waldvögelfangs und der Stubenvogelhaltung nicht abbringen lassen. Jeden Frühling schenken sie den Vögeln aber wieder die Freiheit.

Mozart und sein Vogel

Das Naturhistorische Museum hat für die Papageno-Ausstellung ausgestopfte Vögel beigesteuert, das Technische Museum technische Vorrichtungen zum Vogelfang. Und aus der Wienbibliothek stammen zahlreiche Musikalien, Partituren von Mozart bis Messiaen und Camille Saint-Saens. Wenn Vögel auch europaweit bis ins 19. Jahrhundert selbstverständliche Nahrung waren, so beschäftigten ihre Lautäußerungen spätestens seit dem 14. Jahrhundert die Musiker. In Mozarts Haus gab es immer Vögel, und als sein musikalischer Star starb, widmete er ihm sogar einen Nachruf. Wenige Tage zuvor (1787) war sein Vater gestorben, über dessen Tod er kein Wort der Trauer verlor ...

10.000 Arten von Vögeln bevölkern die Erde. Die Papageno-Ausstellung rückt die Beziehung zwischen Vögeln und Menschen auf vielfältigste Weise vor Augen und Ohren. Nur: Warum muss der Titel "Papageno backstage" heißen? Dieser sprachmodische Firlefanz hätte hinter der Bühne bleiben sollen.

PAPAGENO BACKSTAGE.

Perspektiven auf Vögel und Menschen Österr. Museum für Volkskunde

Laudongasse 15-19, 1080 Wien

Bis 29. 10. Di-So 10-17 Uhr. Di-So, 10.00-17.00 Uhr

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