Paradiesische Entdeckungen

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Zu einem herausragenden musikalischen Höhepunkt der "styriarte" geriet die Aufführung von Robert Schumanns weltlichem Oratorium "Das Paradies und die Peri" im Grazer Stefaniensaal - und angesichts von Nikolaus Harnoncourts feurig-inspiriertem Entdeckergeist muß man sogar ein neues Wort erfinden: Es handelte sich um so etwas wie eine "Neu-Uraufführung" des unbekannt-verkannten Meisterwerks, berührend, klangschön, geradezu ergreifend!

Die Geschichte des orientalischen Luftwesens, das, aus dem Paradies verstoßen, nach drei "Prüfungen" wieder in dieses zurückzukehren vermag (basierend auf dem damaligen "Kultbuch" der romantischen Generation, dem Epos "Lalla Rookh" von Thomas Moore, 1817), wird durch Schumanns Musik zu einer zeitlosen und in einem sehr tiefen Sinn unseren. Brutale Schlachtenklänge, lastende Krankheits- und Seuchenbilder, gleißende Exotismen als unsentimentale Lockung der Ferne, Zärtlichkeit und Erlösungshoffnung - welche Charaktere Harnoncourt aus Schumanns Musik herausmeißelt, er ist un-erhört! Wieder in Höchstform agieren das Chamber Orchestra of Europe, der Arnold Schoenberg Chor und das Weltklasseensemble der Solisten, von denen drei stellvertretend genannt seien: Olaf Bärs kultivierter, vom Liedgesang herkommender Bariton, der lyrische und doch stets präsente, regsam-geschmeidige Tenor vor Hans Peter Blochwitz und schließlich der silbrig timbrierte, zu Herzen gehende Sopran von Andrea Rost.

Nur zwei Wermutstropfentrübten das Paradies: die beinah vollständige Wortundeutlichkeit von Frau Rost und die unverständliche Unterlassung, den Gesangstext nicht im Programmheft abzudrucken.

Hörfunk-Ausstrahlung: Montag, 6. Juli ,19.30, Ö 1

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