Patriarchen sind keine Lösung

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In Deutschland hat soeben David Montgomery das Handtuch geworfen. Der "Heuschrecken"-Investor hat einen Teil seines Presse- Imperiums, zu dem als Flaggschiff die Berliner Zeitung gehörte, verkaufen müssen. In den USA sind Chicago Tribune und Los Angeles Times dank des Hasardeurs Sam Zell bis über die Halskrause verschuldet. Die Hedgefonds, die sich erst kürzlich bei der New York Times eingenistet hatten, sind inzwischen mit dramatischen Verlusten wieder ausgestiegen. Dafür hilft ein mexikanischer Multimilliardär, Carlos Slim, dem hoch verschuldeten Zeitungshaus aus der Klemme. Und in England hat ein russischer Oligarch und früherer KGB-Mann, Alexander Lebedev, den Evening Standard gekauft.

Man stelle sich einmal vor, in Österreich würden Der Standard oder die Kronen Zeitung von einem Geheimdienst-Mann aus der Ukraine übernommen. Würde das bei uns einen Aufschrei provozieren?

Weil häufige Eigentümer-Wechsel so hoch sensiblen Produkten wie Zeitungen eher schaden als nützen, hat sich der Zürcher Kommunikationswissenschaftler Otfried Jarren jüngst "kulturell eingebundenes" Kapital zurückgewünscht, zu gut Deutsch: Familieneigentümer, die behutsam mit dem Kulturgut Zeitung umgehen, weil sie langfristig denken und investieren.

Das klingt gut, hat aber drei Haken: Auch umsichtige Investoren brauchen ein Geschäftsmodell - und ebendies ist den Printmedien dank Internet und verschärftem Wettbewerb abhanden gekommen. Außerdem sind Familien-Eigentümer nicht per se die besseren Unternehmer. Nicht zuletzt scheint mir "kulturell eingebundenes Kapital" die vornehme Umschreibung für einen Patriarchen, der das Sagen hat - doch möchten wir wirklich Axel Springer und Hans Dichand zurück- bzw. weiterhaben? Als Demokraten träumen wir ja - trotz Krise - auch nicht von der Monarchie.

Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Lugano/CH

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