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Die Pressefotografin, die Österreich sichtbar machte, im Wien Museum.

Helmut Qualtinger als Herr Karl, US-Präsident John F. Kennedy und seine Frau Jackie vor dem Stephansdom, Operndiva Maria Callas im Hotel Sacher: Diese Bilder sind fotografische Ikonen der Zweiten Republik. Der Name Barbara Pflaum hingegen - sie war es, die diese Fotos schoss - ist nur wenigen bekannt. Das könnte sich ändern, denn das Wien Museum widmet seine jüngste Schau der einstigen "First Lady der Pressefotografie". Die Ausstellung zeigt Fotos aus jenem Vierteljahrhundert, in dem die Fotografin Politik, Kunst und Gesellschaft in Österreich als Beobachterin begleitete.

Bildchronistin Österreichs

Die Fotos von Barbara Pflaum (1912-2002) verfehlen auch nach Jahrzehnten nicht ihre Wirkung. Obwohl sie über keine fotografische Ausbildung verfügte, war Pflaum mit den Regeln der Bildkomposition vertraut und hatte einen untrüglichen Blick für Bildaufbau, Witz und Ironie. Sie besaß ein außergewöhnliches Talent dafür, den Habitus von Menschen und ungewöhnliche Situationen schnell zu erfassen, sie war stets auf der Suche nach dem besonderen Blickwinkel, nach Gegensätzen, hintergründigen Bezügen und komischen Facetten. Legendär ist ihre wenig schmeichelhafte Aufnahme der ÖVP-Granden Erhard Busek und Josef Taus bei einer Pressekonferenz - "kalte Knackwürste mit Brillen", wie Busek damals selbstkritisch feststellte.

Vom Pflaum-Touch zeugen auch viele weniger bekannte Fotos, die in der Ausstellung zu sehen sind: Etwa Leopold Figl beim gemütlichen Schnapsen oder Bruno Kreisky, der auf verblüffende Weise dem Erzbischof auf einem Gemälde über ihm ähnelt. Oder die vielen Alltagsszenen und Porträts von Wiener Typen. Außerdem wurde Pflaum als fest angestellte Fotografin der Wochenpresse nicht nur zu politischen, sondern auch zu vielen kulturellen Veranstaltungen geschickt. Auf ihre eigenwillige und effektvolle Weise porträtierte sie zahllose Künstler und sie zählte auch zu den wichtigsten Theaterfotografen Österreichs, deren Bilder zahlreiche Bühnenstars auf der Höhe ihrer Kunst und maßgebliche Inszenierungen für die Nachwelt bewahrt haben.

Konventionen gebrochen

Pflaums Berufsjahre fallen in die Glanzzeit des Bildjournalismus. Als sie ihre Laufbahn begann, galten noch eherne Regeln im politischen Fotojournalismus: Gefragt waren klassische Brustbilder oder statische Aufnahmen von Zeremonien. Pflaum verweigerte sich diesen Konventionen: Sie löste Köpfe und Gesichter aus der Umgebung heraus, setze geschickt Licht-und Schattenspiele ein und bevorzugte ungewöhnliche Kamerapositionen - für die Leser der Wochenpresse war dies Mitte der fünfziger Jahre ein regelrechter Schock. Durch den neuen Stil, wie ihn Pflaum verkörperte, wurde das Zeitungsfoto um 1960 zum Leitmedium der Massenkommunikation. Inzwischen haben schon längst die bewegten Bilder des Fernsehens diese Funktion übernommen. Es ist symptomatisch, dass Barbara Pflaum nach ihrer Pensionierung 1977 nie wieder zur Kamera griff.

PHOTO: BARBARA PFLAUM

Bildchronistin der Zweiten Republik

Wien Museum Karlsplatz

www.wienmuseum.at

Bis 18. 2. Di-So 9-18 Uhr

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