" plötzlich nichtig und klein"

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Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein", sang Reinhard Mey in den Siebzigerjahren. Meys Sehnsuchtsbild hat offenbar manchen nicht mehr losgelassen. Die Probleme von oben betrachten, damit sie sich, "plötzlich nichtig und klein" darstellen: eine kraftvolle poetische Fantasie. Der Held in Florian Gallenbergers neuem Film hat nun das große Glück, sich diesen Wunsch erfüllen zu können. Derzeit drücken den mürrischen Besitzer einer Gärtnerei auch nicht geringe Sorgen. Er steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit, der örtliche Großkunde, ein Golfverein, will eine ausstehende Rechnung nicht bezahlen. Seine Tochter denkt nicht daran, seine Nachfolge im Betrieb anzutreten. Über all das kann er mit seiner Ehefrau nicht reden, weil beider Beziehung erkaltet ist. Als ihm auch noch sein Flugzeug gepfändet werden soll, entschwebt Georg mit ihm in Richtung Nordkap. Auf seiner Reise trifft er inspirierende, echte "Originale" und verliebt sich in Hannah, die Besitzerin eines Flughafens.

Filme wie dieser reagieren darauf, dass die Zielgruppe der älteren Menschen wächst. Im Gegensatz zu früheren Generationen erfreuen sie sich zumeist bester Gesundheit, sind dynamisch und tatkräftig, so dass sich viele auch spät noch fragen, ob sie ein Leben nach ihren Vorstellungen führen. Ein Neuanfang scheint immer möglich, was auch dieser Film verspricht und passend dafür das Genre des Roadmovies wählt. Der 1944 geborene Schauspieler Elmar Wepper verkörpert den Aufbruch glaubwürdig und überzeugend.

Volksstück von einem Film

Überhaupt hat Gallenberger eine Menge ausgezeichneter Schauspieler versammelt wie Dagmar Manzel, Ulrich Tukur, Sunnyi Melles und den Jungstar Emma Bading, die sich dem älteren Herrn anschließen wird. Erfrischenderweise bewegt der sich nun einmal nicht mit dem Auto oder Motorrad fort, sondern schwebt durch die Lüfte. Dadurch eröffnen sich malerische Aussichten auf verschiedene Landschaftsformationen Deutschlands, vom grünen Süden Bayerns bis zu den rauen Sanddünen der Inseln Norderney und Sylt.

Der Film hat den Charakter eines Volksstücks; er schlägt ernste wie komische Töne an, bezieht sich bei der Zeichnung der Lebenswelten durchaus auf realistische soziale Milieus. So leidet Hannah an den Folgen der Wiedervereinigung. Doch bevor er solche Probleme vertieft, geht es schon weiter zur nächsten Station. Manche Szenen oder Figuren wirken zu dick aufgetragen, manche Sprüche hohl und verbraucht, sie verhindern ernsthafte Selbstreflexion. Aber der Film will ja auch zeigen: Jeder hat seinen Traum. Lebt man ihn, so wird man heiter und zufrieden sein.

Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon D 2018. Regie: Florian Gallenberger. Mit Elmar Wepper, Emma Bading, Monika Baumgartner, Dagmar Manzel. Filmladen. 116 Min.

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