Polternde Attitüde

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"Tod und Teufel": Opernuraufführung mit Turrini-Text in Graz.

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"Tod und Teufel": Opernuraufführung mit Turrini-Text in Graz.

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Ins Zentrum der Feierlichkeiten zu ihrem 100jährigen Bestehen stellte die Grazer Oper ein Auftragswerk zeitgenössischen Musiktheaters "Tod und Teufel", eine Oper von Gerhard Kühr nach einem Text von Peter Turrini, doch "zeitgenössisch" kann die über nunmehr Jahrzehnte störrisch-unveränderliche Mischung aus carinthischer Bulligkeit, selbstsicherer polternder Achtundsechziger-Attitüde und ungefiltertem Akutalitätskampf von Turrinis Texten wirklich nicht mehr genannt werden. Zur Bewältigung der Frage nach der (Erb-)Sünde fehlt Turrini jegliches poetisches Format, und dies muß deshalb betont werden, da die Geschichte des lebensmüden Priesters auf seiner Reise durch soziale Abgründe (na klar!) zur Selbstkreuzigung ausdrücklich als "Literaturoper" konzipiert ist.

Oberste Prämisse der Musik von Gerd Kühr ist nämlich die Sorge um Textverständlichkeit, die Behandlung der Singstimmen geht über eine Art Rezitativ kaum jemals heraus, man könnte von einer melodramatischen Gestaltung sprechen. Die expressiven Orchestereinwürfe und Zwischenspiele sind von Bläser- und Schlagwerkklang dominiert, asketisch zurückgenommen ist die Streichergruppe, man ist oft an die ruppige Askese des frühen Bartok erinnert.

Tableauartig reihen sich die Musikbilder lose aneinander, jegliche dramatische Steigerung der klassischen Opernästhetik meidend - im Vergleich zu Kührs erfolgreicher Oper "Stallerhof" (1988) ein radikaler ästhetischer Paradigmenwechsel. Das hauseigene Orchester unter Ulf Schirmer bewältigte seine Aufgabe anstandslos, und auch die Protagonisten Stephan Owen (Teufel), Manuel von Senden (Pfarrer) und Ortrun Wengel (Magda Schneider) vermochten nicht zuletzt schauspielerisch zu überzeugen. Auch die groteskem Realismus verpflichtete Inszenierung von Georg Schmiedleitner vermochte Turrinis Stück keinerlei Akutalität zu entlocken. Höflichkeitsapplaus in der zweiten Vorstellung, in der nicht einmal zur Hälfte gefüllten Grazer Oper.

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