Thomas Bernhard im Salzburger Carolino Augusteum.
Als "durch und durch menschenfeindlichen architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnig-nationalsozialistisch-katholischen Todesboden" charakterisierte Thomas Bernhard Salzburg. Umgekehrt wurde Bernhard von Salzburger Bürgern und Kulturfunktionären vor Gerichte gezerrt, aufrechte Salzburger Leserbriefschreiber wetterten nie gegen den Dichter, immer gegen den "Dichter" Thomas Bernhard. "Der Ignorant und der Wahnsinnige" kam 1972 bei den Salzburger Festspielen wegen des sogenannten Notlichtskandals nur zu einer einzigen Aufführung, "Die Berühmten" kamen 1976 erst gar nicht so weit. Salzburg und Thomas Bernhard - die Geschichte einer Feindschaft.
Zehn Jahre nach seinem Tod ist in der Landeshauptstadt aus dem Nestbeschmutzer "unser" vielgeliebter Dichter geworden und das Salzburger Museum Carolino Augusteum zeigt eine große Ausstellung mit dem Titel "Thomas Bernhard und Salzburg". Die angekündigten "22 Annäherungen" betreffen unter anderem seine fünf Werke über Kindheit und Jugend in Salzburg, seine Zeitungsartikel für das "Demokratische Volksblatt" - und auch für die furche! - und seine in Salzburg uraufgeführten Stücke.
Wird hier ein Dichter posthum von jenen vereinnahmt, die ihn zeitlebens nur mit Füßen getreten haben? So wie ein anderer großer Sohn Salzburgs, nämlich Mozart? Nein. Einerseits ist die Niedertracht, der Bernhard in Salzburg begegnete, - wenngleich nicht in vollem Ausmaß - in der Ausstellung dokumentiert, andererseits weilen jene, die einst gegen Bernhard zu Felde zogen, nicht mehr unter uns oder dämmern im Seniorenheim vor sich hin, sogar jener Bühnenarbeiter, der im Zuge der Unruhen um den Notlichtskandal Bühnenbildner Karl Ernst Herrmann niederschlug, dürfte schon in Pension sein. Das Salzburg von heute hat das Recht, der Kleingeistigkeit des Salzburgs von gestern zu entsagen. Was das offizielle Salzburg in Bezug auf Bernhard nun tut.
Bis 28. Oktober
