Psychogramm der Begierde

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Niemals artikuliert, aber stets gegenwärtig: Über Madeleines tristem Leben liegt ein dunkler Schatten. Vergewaltigung, Haß, Liebe, Trunksucht. Lange ein Tabu - heute redet man darüber. Kate O'Riordan hat ein brisantes Stück darüber geschrieben: "Gier der Finsternis". Manfred Schild inszeniert die österreichische Erstaufführung in den Innsbrucker Kammerspielen als Psychogramm menschlicher Begierden: die Sucht nach Alkohol, die Gier nach Lust.

Madeleine kann offensichtlich ein schweres Kindheitstrauma nicht verwinden und ertränkt es in der Flasche. Sie ist unfähig, ihrer eigenen, geliebten Tochter - "rein, unschuldig und schön" - dasselbe Schicksal zu ersparen. Getrieben vom "moralisch freien Monster in uns" vergewaltigt John, ihr Lebensgefährte, die dreizehnjährige Elisabeth. Die Mutter will die Wahrheit nicht sehen, den Freund nicht verlieren und stimmt im Suff der Tat sogar zu. Die junge Elisabeth kann den trostlosen Ereignissen doch noch einen Schimmer von Hoffnung verleihen. Sie liebt ihre Mutter - und die Liebe gibt ihr Kraft, zu fliehen. Sie wird frei sein! Die starken Leistungen der feinnervigen Eleonore Bürcher als Madeleine, der sprühenden Franziska Grinzinger als deren Freundin und Franziska Mencz (die die Rolle der Elisabeth kraftvoll auslebt) stellen den in einigen Passagen etwas unsicher wirkenden John des Hermann Wenning etwas in den Schatten.

Bedrückend macht das Stück deutlich: Sucht führt dazu, daß der Mensch sich selbst und andere vernichtet.

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