Public Value vom Feinsten - oder?

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Man hatte es schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt, aber der "Experte für eh alles“, der uns die Donnerstagnacht versüßte, ist wieder auferstanden. Allerdings nicht in einem Satire Format, sondern in einer Mischung aus Sozialporno und Beraterfernsehen unter dem Titel "Der Laden läuft“, das erstmals bis Anfang März on air war. Der Euphemismus für diese Formate heißt "Dokusoap“ bzw. Coaching Fernsehen - wobei der "Doku“-Anteil sich darauf beschränkt, dass es sich um reale Menschen und reale Probleme handelt - der Rest ist inszeniert.

Eine erfolgreiche Unternehmerin (man munkelt: aus dem Haarbeauty-Bereich) gab dort die Expertin für eh alles - vom Shopdesign bis zum Marketing, vom USP bis zur Lebensberatung in jeder Branche und Lage. Damit hat der ORF die aus dem deutschen Privatfernsehen bekannten Coaching-Formate noch um einiges übertroffen, denn eine solch umfassende Kompetenz ist selbst dort unbekannt. Wer braucht schon Studium und Unternehmensberaterprüfung, wenn Berufserfahrung und Authentizität auch ausreichen?

Das wird vielen jungen Menschen Mut machen - es geht auch so! Das sollte auch der Fachgruppe Unternehmensberatung in der WKO zu denken geben: Vielleicht sind die einfach nur zu lebensfern. Es kann auch anders gehen. Die Quoten stimmten am Anfang nicht so richtig: Die Menschen haben einfach noch nicht erkannt, dass es hier um den Versuch der Aufklärung und des Lernens am Modell ging - eine der zentralen Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, wie es Programm- und Generaldirektor erst unlängst so treffend formulierten. Das wird in der zweiten Staffel sicher besser werden, denn diese "Dokusoap“ ist Public Value vom Feinsten. Oder? Oder! Vielleicht sollte Frau Reichard sich auch einmal den ORF ansehen, damit der Laden dort auch so richtig zu laufen beginnt. Oder andererseits: vielleicht besser doch nicht!

* Der Autor ist Prof. für Medienwissenschaft an der Uni Klagenfurt

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