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Correggios berühmtes Bild "Jupiter und Io" zeigt die nackte Jungfrau im Augenblick der Vereinigung mit - ja was? Einer Wolke, einem Nebel, der handfest ihre Hüfte umfängt und in dem ein männliches Gesicht erkennbar ist. "Jupiter hat ständig solche Sachen gemacht", erklärt die Regisseurin Jaqueline Kornmüller in einem Interview zweifellos zutreffend und beweist so, dass sie es ihrerseits weniger mit dem Nebulösen hält. Daran krankt denn auch die ganze Inszenierung im verflixten siebenten Jahr des Ganymed-Projekts. Es ist nun einmal die Kunst, die den mysteriösen Raum zwischen Flucht und Begehren, Verführung und Gewalt ungefähr, nie ungefährdet, auszumessen vermag. Bei "Ganymed female" lässt die Schwarz-Weiß-Zeichnung keine Grauzone zu.

So geht die schöne Idee, Meisterwerke des Kunsthistorischen Museums in einem peripatetischen Stationendrama mit eigens dazu verfassten literarischen Texten und Liedern zu konfrontieren, diesmal nicht auf. Zum einen weil die meisten dieser Texte schlicht zu schwach sind, hohl, redselig und überraschungslos, Manifeste, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie auch in längst vergangenen Tagen des Aufbruchs je anders gewirkt hätten denn altbacken. Zum anderen erscheint ein Feminismus, dem zum Ewig-Weiblichen nichts anderes einfällt als die perpetuierte Opferrolle - Vergewaltigung! - als eine Verirrung ins Pathologische. Feminismus und Humor ist ja überhaupt eine seltene Kombination, hier war sie offenbar gar nicht angestrebt. So ragten aus dem Reigen der Beliebigkeiten vor Rembrandts alter "Prophetin Hanna" "Die Strottern" mit wehmütigem Hintersinn. "Wenn es so weit ist" heißt das Unternehmen von Jaqueline Kornmüller und Peter Wolf. "Waunsd woadsd" heißt Klemens Lendls Lied, in dem alles offen bleibt wie im wirklichen Leben.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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