"Räuber" im Niemandsland

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Schiller am Wiener Rabenhof Theater.

Schiller selbst nannte seine "Räuber" eine Versuchsanordnung. An zwei ungleichen Brüdern stellt er zwei Weltanschauungen vor: Karl die liebende, verirrte Seele, wird wegen Bagatelldelikte aus der Ordnung der Vaterwelt verstoßen und begibt sich in die Gesellschaft von Mörderbuben, um sich aus Enttäuschung und Verzweiflung an der Welt der braven Leute zu rächen. Der andere, Franz, von der Natur seit Geburt benachteiligt und deshalb zum kalt räsonierenden Bösewicht geworden, wütet in der Welt, weil sie ihm gleichgültig ist. Bezogen auf diese Figuren meinte Schiller, er habe sie nicht nach der Natur entworfen, sie entsprängen vielmehr einer ausgedachten Wirklichkeit, damit sie ihre extremen Charaktere gänzlich zur Entfaltung bringen können.

Diese experimentelle Konstellation sowie die lose Handlungsführung ermutigen seit Generationen Regisseure zu freiem Umgang mit dem Stück. Es mag der Wille zur Unterscheidung gepaart mit jener Freiheit gewesen sein, die Casa del Kung Fu, die Truppe um Peter (Buch und Regie) und Klaus Waldeck (Musik) gereizt hat. Allein sie tun damit recht wenig. Sie versetzen die Handlung farbenfroh ins mittelalterliche, exotische Japan und garnieren sie, eher weniger denn mehr hintergründig, mit grellen Versatzstücken aus der Popkultur. Dem handlungsarmen Stück versuchen sie mit Comicillustrationen, allerlei lärmenden, modischen Mätzchen sowie mit nicht nur die Kämpfer ermüdenden Kung-Fu und Catcher-Einlagen beizukommen, ohne dass durch all das ein Mehr an Bedeutung erkennbar würde. Das spannende Land zwischen U- und E-Kultur ist hier jedenfalls nicht zu entdecken.

Der Autor arbeitet am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien.

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