Raffiniert gewürzt

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Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" in Innsbruck.

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Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" in Innsbruck.

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Für ihre erste Regie im neuen Wirkungskreis hat Innsbrucks Intendantin Brigitte Fassbaender Jacques Offenbachs Opera-bouffon "Orpheus in der Unterwelt" mit Georg Schmöhe als souveränem musikalischen Partner ausersehen, der dem Werk in der Originalfassung von 1858 (als österreichische Erstaufführung nach der kritischen Offenbach-Neuausgabe) einen unkonventionell schlanken, salzigen Orchesterklang angedeihen läßt, fernab der opulenten symphonischen Revue von 1874, und mit raffiniert dosierter Dynamik der Aufführung ihre Würze gibt. Brigitte Fassbaender hat eine eigene deutsche Textfassung für Tirols Landestheater erarbeitet und in der phantasievoll gelungenen Ausstattung von Bettina Munzer - sie stellt die Unterwelt buchstäblich auf den Kopf - amüsant inszeniert. Freilich mutet die einst so frech-provokant empfundene Gesellschaftskritik an bürgerlicher Scheinmoral und höfischer Frivolität heute, entpolitisiert und auf Ehekrach und Antikenironie reduziert, eher harmlos an.

Immerhin blitzt zwischen den Protagonisten - allen voran die entzückend charmante Eurydike der Norwegerin Hege Gustava Tj¿nn, die sich nur allzugern vom Höllengott entführen läßt - manch spritziger Dialog und komödiantische Pointe, reizt Alexander Crössmanns rotschopfiger Orpheus wie Dale Albrights blutrot skelettierter Pluto, Irmgard Vilsmaier als eifersüchtige Juno und der zur Fliege mutierte Jupiter (Frank Sonnweber) das Zwerchfell. Zuweilen hätte man sich Konversation und Spiel im Olymp temporeicher gewünscht, auch bedauerte man den Verzicht auf Tanz bei der Dynamik dieser Musik. Dennoch: eine herzlich akklamierte Premiere im ausverkauften Haus!

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