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"Schön, dass Sie alle wieder da sind. Schön, dass ich wieder da bin. Schön, dass wir noch da sind. Schön, wenn wir wieder da sind", eröffnete Juryvorsitzender Burkhard Spinnen am 3. Juli die "37. Tage der deutschsprachigen Literatur", in Anspielung auf die von Alexander Wrabetz in Aussicht gestellte Aussichtslosigkeit dieser Literaturveranstaltung.

Diese Drohung nahm Wrabetz zwar am Sonntag vorerst zurück, doch eine andere steht nun wieder im Raum: die geplante Weiterentwicklung des Bewerbs. Nun ist gegen Weiterentwicklung nichts einzuwenden, im Gegenteil, es geht nicht ohne. Angesichts dessen, wie das Adjektiv "mediengerecht" mancherorts aber verstanden wird, verheißt das womöglich nichts Gutes, könnten Texte, Argumente und Kritik, also das Denken, auf der Strecke bleiben.

Und schon geht die Fantasie mit mir durch und zeigt mir keineswegs wünschenswerte Szenarien: "Dancing Stars" als "Reading Stars"? Versierte Lektoren - oder zeitgemäßer: Literaturagenten - treten paarweise mit ihren Schützlingen, den jungen Autoren auf, meinetwegen tanzen sie auch. Reading? Der Text muss nicht gelesen werden, er wird performt. Die Autoren bewegen die Lippen zum Playback. Von Showteil zu Showteil wird ein Autor möglichst bösartig rausgekickt, Tränen fließen. Das Konzept hat einen eindeutigen Nachteil: Lektoren und Agenten sind zu unbekannt. Ohne Promis geht aber gar nichts. Besser also: Prominente Autoren trainieren mit Anfängern Inszenierungsmethoden, zu denen mindestens gehört: Webseite auf Schuss halten, wahlweises Auftreten als Fräuleinwunder, Wunderkind, Rainald Goetz oder ähnliches. Je schräger und schriller, umso besser. Extrapunkte für Skandale vor laufender Kamera. - Sucht Kärnten zukünftig so den Superstar?

Die Autorin ist Literaturchefin der FURCHE

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