Reiche sind Arme sind Reiche

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"Der gestiefelte Straßenkater" im Wiener Renaissancetheater.

Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom gestiefelten Kater, jenem genialen Tausendsassa, der dem Müllerssohn am Ende gar ein ganzes Königreich organisiert? Frei nach der Vorlage von Ludwig Tieck bringt Autor und Regisseur Peter Lund das Märchen vom sozialen Aufstieg als Musical (Musik: Thomas Zaufke) auf die Bühne des Renaissancetheaters. Lund führt die Geschichte mit heiterer Leichtigkeit an unsere Wirklichkeit heran.

Archie (Markus Schöttl), tierliebender Sohn einer Fabrikarbeiterin, hat keinen Bock nach einem schlecht bezahlten Job in der Fabrik Boshammer. Nach einem Streit mit der Mutter reißt er mitsamt seinem Kater Friedrich von zu Hause aus. Da der Vierbeiner (Benjamin Eberling) nicht nur sprechen, sondern auch sachlich denken, kombinieren und raffiniert täuschen kann, verwandelt er nach dem Motto "du brauchst ein neues Fell, denn Kleider machen Leute" den Arbeitersohn kurzerhand in den "Erben der Fabrik von nebenan". Und weil die Liebe alles ändert, schert sich die "Oberschichtschnepfe" Lisa Boshammer (Karin Lischka) wenig um seine wirkliche Herkunft. Schließlich wechselt sie im Arbeitskonflikt (Stichwort Rationalisierung) gar unsentimental die Fronten und ebnet so dem glücklichen Ende den Weg.

Lunds Theaterverständnis steht ganz in der Brecht-Tradition. Der Funktionszusammenhang von Bühne und Publikum wird öfters im Brecht'schen Sinne genutzt, die auch musikalisch stark an Weill erinnernden Songs funktionieren gestisch, kommentieren und unterbrechen die Handlung. Und vor allem führt uns der Autor die Welt als eine veränderbare vor. "Der gestiefelte Straßenkater" will nicht bloß ein unterhaltsames Werk, sondern auch veränderndes Instrument sein.

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