Reise ins Vergangene

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Gerhard Stadlers Koordinatennetz schwarzgelber Nostalgie.

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Gerhard Stadlers Koordinatennetz schwarzgelber Nostalgie.

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Den Habsburgern, schrieb einst Roda Roda, sei es "in 550 Jahren nicht gelungen, Triest gutösterreichisch zu machen. Die Italiener haben es in drei Monaten fertiggebracht." Wie es ihnen gelang, erfährt man von Gerhard Stadler in dessen Buch "Auf rotweißroten Spuren", dem auch das Zitat entstammt. "Ein Reiseführer durch die Donaumonarchie" wird im Untertitel versprochen, gehalten viel mehr: Das Buch ist nicht nur Führer zu historischen Orten, sondern auch Liebeserklärung an das versunkene Österreich, nicht nur informativ, sondern auch vergnüglich zu lesen, informiert nicht nur "gezielt", sondern überzieht die behandelten Gebiete mit einem Koordinatennetz, an dem sich die Nostalgie orientieren und festhalten kann.

Stadler versteht sein Geschäft. Wie er den Leser sozusagen an der Hand nimmt und von der Mehlspeisenkarte in der berühmten Budapester Konditorei Ruszwurm ("Linzer, Isler, Dobos-Schnitten!") mit ihrem Biedermeier-Ambiente zum Platz vor der Matthias-Kirche lenkt, das ist schon gekonnt: Man vermeint den Nachhall des Applauses zu hören, der hier nach der Krönung Franz Josephs und Elisabeths Franz Liszt reichlicher zuteil wurde als den Majestäten. Recht geschah ihnen - Liszt hatte zwar die Krönungsmesse komponieren, sie aber nicht dirigieren dürfen und Einladung hatte er auch keine bekommen.

Ein Reiseführer? Auch. Aber auch Lektüre für jeden an österreichischer Geschichte Interessierten, unabhängig von Reiseabsichten, die Stadler freilich sehr wohl zu wecken vermag. Historie, aufgehängt an Orten zwischen Budweis und Budapest, Prag und Triest, Lemberg und Gardasee.

AUF ROTWEISSROTEN SPUREN Ein Reiseführer durch die Donaumonarchie Von Gerhard Stadler, Verlag Ueberreuter, Wien 1997, 286 Seiten, geb., öS 348,

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