Reitkunst und Kommerz

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Es war eine doppelte Jubelmeldung: Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler wird die neue erste Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, ein Manager der Bundesforste ihr Co. Woraus zu ersehen ist, dass man das älteste Reitinstitut der Welt höheren Orts als etwas betrachtet, das sich von Opernball und Sachertorten und wohl auch Mozartkugeln nicht wesentlich unterscheidet. Eine Touristenattraktion halt. Der "Stall" der Bundesforste verweist auf die frühere Zugehörigkeit der Hofreitschule zum Landwirtschaftsministerium, aus der sie 2001 in die dann doch nicht selig machende Selbständigkeit entlassen wurde, was den Landwirtschaftsminister aber nicht daran hindert, neben Frau Gürtler und schmucken Lipizzanern mit einem Hutschpferd alle Ehre machenden Grinsen als Herr der weißen Hengste vor der Presse zu posieren.

Traditionell kam der Leiter der Schule stets aus ihren Reihen (wie der berühmte Oberst Podhajsky), die Lipizzaner-"Seuche" Anfang der Achtziger bescherte erstmals einen Tierarzt als Direktor. Droht nun doppelt geballte Inkompetenz? Frau Gürtler, offenbar die zeitgenössische Verkörperung des österreichischen Wesens, war immerhin Vizestaatsmeisterin im Dressurreiten. Ihrer Liebe zur Hohen Schule hat sie den Job aber wohl nicht zu verdanken. Die Lipizzaner degenerieren zusehends zu touristischen Melkkühen, keinen Rossapfel können sie heute fallen lassen, ohne dass irgendein Vergolder dazuschösse: Morgenarbeit mit Musik, "Leichtes Bewegen" mit Musik, "Event-Service", verkürzte und durch Vermarktung entwertete Sommerferien für die Schulhengste. Hauptsache keine roten Zahlen. Die Kunst, für die die Spanische berühmt ist, sie ist durch all den Klimbim in Gefahr. Von der Staatsoper erwartet man auch, dass sie Geld verdient. Aber der Staat lässt sich die Kunst etwas kosten.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin in Wien.

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