Restaurierte Flügel

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Wiener Neustädter Altar im Unteren Belvedere zu sehen.

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Wiener Neustädter Altar im Unteren Belvedere zu sehen.

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Eines der Prunkstücke des Wiener Stephansdomes, der Wiener Neustädter Altar (auch Friedrich-Retabel genannt), wird seit 1986 vom Bundesdenkmalamt fachkundig restauriert. 2002 soll die Arbeit, die rund 8 Millionen Schilling kostet und als das größte bisher in Österreich durchgeführte Restaurierprojekt eines spätgotischen Flügelaltares gilt, abgeschlossen sein. Nun wird das Ergebnis der zweiten Etappe (nach den Schreinfiguren 1995) öffentlich vorgestellt. Bis April läßt sich im Unteren Belvedere aus größter Nähe betrachten, was das Team von 10 Restauratoren in nur zwei Jahren an den beiden Außenteilen des Doppelflügelaltars vollbracht hat. Ein Forschungsauftrag soll in ikonographischer und stilistischer Hinsicht Licht ins Dunkel bringen.

Der spätere Kaiser Friedrich III. stiftete für die Neugründung des Zisterzienserklosters in Wiener Neustadt (1444) das Hochaltar-Retabel. Dieses zeigt das Monogramm des Stifters mit Datum: AEIOU 1447. Die neuesten Erkenntnisse weisen auf die Autorenschaft einer Wiener Werkstatt: auf die virtuose Malweise eines Hauptmeisters, auf den wahrscheinlich auch die Vorzeichnungen zurückgehen, und auf den stereotypen Pinselstrich eines Mitarbeiters. Weitere, dem Friedrichmeister zugeschriebene Werke aus dem Historischen Museum, dem Stift Klosterneuburg und dem Belvedere stehen zum Vergleich bereit.

Die Außenseite der Außenflügel mit der Darstellung weiblicher Heiliger wurde früher an den Werktagen gezeigt. Die Innenseite mit männlichen Heiligen bildete gemeinsam mit den geschlossenen - im Belvedere nicht ausgestellten - Innenflügeln die Sonn- und Feiertagsseite des Retabels. Im Gegensatz zum Mittelalter sind heute beide Ansichten selten sichtbar und deshalb weniger bekannt als die ehemalige Prachtansicht bei Hoch- und Marienfesten und heutige "Werktagsseite": eine Bildhauerarbeit.

Das Retabel ist laut Kunsthistorikerin Ingrid Flor eine Gesamtdarstellung der Allerheiligen-Litanei, die für den Stifter sehr bedeutsam war. Die 72 dargestellten Heiligen stehen für die Gesamtheit der Heiligen, ihre Auswahl bezieht sich auf Genealogie und Herrschaftsbereich Friedrichs.

Wiener Neustädter Altar. Unteres Belvedere, Wien, bis 9. April 2000.

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