Rodtschenkos Bild

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Ein 1932 geplantes Moskau-Buch konnte nun erscheinen.

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Ein 1932 geplantes Moskau-Buch konnte nun erscheinen.

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Das Neue Moskau des Alexander Rodtschenko ist längst kein neues mehr, sondern ein altes, vesunkenes, legendäres, das man am ehesten dort lokalisieren kann, wo sich zwei Linien kreuzten: Der Aufschwung der noch von der revolutionären Begeisterung beflügelten Künstler, Architekten und Intellektuellen - und der Terror Stalins, der alle Erneuerungsbewegungen niedermähte. Er wußte längst, wo es seinem Willen entsprechend langgehen sollte - ihnen aber dämmerte erst langsam, zu langsam, was ihnen blühte.

Alexander Rodtschenko ästhetisierte die revolutionären Massen und das revolutionäre neue Bauen, die Stadt des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Situation in den frühen dreißiger Jahren wird klar, liest man die Kritik von Leonid Mesheritscher, der wußte, wo es lang zu gehen hatte: Negativ an Rodtschenko seien die westlichen, formalistischen Einflüsse zu werten, die Absage an den Inhalt, die Orientierung etwa an Moholy-Nagy; positiv seine Absage an den Impressionismus und die Schaffung einer "wahrhaft fotografischen Sprache". Sein großes, als Buch geplantes Projekt, das neue Moskau mit den neuen Sehweisen der Fotografie zu erfassen, wurde nicht gedruckt, obwohl es die künstlerischen Innovationen in den Dienst des von Stalin gewünschten optimistischen Bildes vom Sowjetleben stellte. Später dokumentierte er den Bau des Weißmeerkanals durch Gefangene. Alles sei großartig, schrieb er nach Hause. Seine Originalabzüge blieben erhalten, so daß das Buch nun verwirklicht werden konnte, rechtzeitig zur großen Rodtschenko-Ausstellung in Düsseldorf, die am 7. November eröffnet wird. Ein wichtiges Fotodokument des 20. Jahrhunderts. H. B.

ALEXANDER RODTSCHENKO - DAS NEUE MOSKAU Von Maragrita Tupitsyn, Fotografien aus der Sammlung L. und G. Tatunz Verlag Schirmer/Mosel, München 1999 120 Seiten, 82 Duotone-Tafeln, Ln., öS 569,

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