Rösser für die Staatsoberhäupter

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Bildhauer Robert Ullmann entwarf Porzellanfiguren und schuf Marmorsowie Bronzearbeiten.

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Bildhauer Robert Ullmann entwarf Porzellanfiguren und schuf Marmorsowie Bronzearbeiten.

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Wer kennt sie nicht, die Lipizzaner von Augarten. Und - Hand auf Herz - wissen Sie den Namen ihres Entwerfers? Robert Ullmann (1903-1966) schuf die "Staatsbesuchsrösser" der Wiener Porzellanmanufaktur, die als obligates offizielles Geschenk für Staatsoberhäupter dienten. Ullmann kreierte für die Wiener Manufaktur außer den Lipizzanern in den bekannten statischen Posen auch noch bewegtere Pferdeleiber und viele andere Tiere. Aufträge erhielt er ferner für Figurinen und Büsten von Komponisten, von denen jene von Mozart wohl die bekannteste ist. Ebenso entwarf er Figuren für Meissen.

Eine Ausstellung im Dom- und Diözesanmuseum bietet noch bis 31. August einen kleinen Einblick ins reiche bildhauerische Werk des Hanakschülers. Reproduktionen früher Zeichnungen - Tiere, vornehmlich Pferde - beweisen das Talent des Kindes. Früh zeigte sich auch schon die Auseinandersetzung mit Materialien wie Ton. Auf einem Bild: der Zehnjährige Künstler äußerst selbstbewußt inmitten seines Îuvres.

Das Talent wurde gefördert. Nach dem Besuch der Jugendkunstschule von Franz Cizek folgte das Studium an der Akademie bei den Professoren Josef Müllner und Anton Hanak. Robert Ullmann wurde für sein Werk mit verschiedenen Preisen geehrt. Ein Herzinfarkt unterbrach relativ früh sein Schaffen, das bis jetzt noch nicht katalogisiert und kritisch bearbeitet wurde.

In der Ausstellung gezeigt werden Marmor- und Bronzearbeiten des bildenden Künstlers und fotografische Dokumente großer Arbeiten. Eckpunkte bilden dabei "Der Lauscher" (1921) und eine "Tänzerin" von 1966. Nahegehend sind weiters Figuren wie "Die Vertriebenen", "Heimatlos" oder "Angst". Der Bildhauer, der zum Kreis um Pius Parsch gehörte, schuf für die öffentliche Hand und die Kirche zahlreiche Werke. Dazu gehören verschiedene Denkmäler (zum Beispiel das Ziehrer-Denkmal im Wiener Prater), Grabmäler und Reliefs für Wohnhäuser, Konsolen für den Stephansdom, eine Madonna zur Ausschmückung der Rauchfangkehrerkirche und andere.

Von der Wirkungsweise einer Nischenfigur im Atelier im Unterschied zu ihrem endgültigen Aufstellungsort kann man sich bei dem über drei Meter hohen "Apostel Johannes" (1937) überzeugen, der für die Fassade von St. Jakob (Floridsdorfer Pfarrkirche, Pius-Parsch-Platz) geschaffen wurde.

Die Werkauswahl für die Ausstellung ist von der Qualität der Objekte her nicht immer ganz nachzuvollziehen, auch das Thema - der Schwerpunkt wurde auf "christliches Îuvre" gesetzt - wurde nicht wirklich durchgezogen. Exponate wie die "Liebenden" oder die wilden Porzellanpferde im Vorraum zeigen noch einen weiteren Robert Ullmann, der hier (bewußt?) ausgeklammert wurde und die Schau reizvoller gemacht hätten.

Bis 31. August, Erzbischöfliches Dom und Diözesanmuseum, Stephansplatz 6, 1010 Wien Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum: Skulpturen von Robert Ullmann, dem Entwerfer der Lipizzaner

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